Oft treffen mich Erinnerungen, wie sehr ich das mochte, in den USA in den offenen
Horizont hinein zu fahren, den meine Partnerin gleichwohl etwas
vorstrukturiert hatte und über den sie genau Bescheid wusste, was
wohin welche Möglichkeiten eröffnet, wie das Klima ist und sein
könnte, welche Gefahren, welche Chancen und Aussichten herrschten, welche
Unterkunftsmöglichkeiten (wir waren im PKW unterwegs und dadurch
viel mobiler, beweglicher)....... toll war, dass man mit dem Auto
überall hin kam. So etwas ist für Touristen optimal, zumal für
Kurzzeittouristen, wie wir alle welche sind. Ich suchte die
Inspiration und fand sie. Der große Horizont, die großartige Fülle der offenen
und erschlossenen Möglichkeiten, das ist absolut umwerfend und wohl
einmalig auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Kultur- und Klimastufen, die
Möglichkeit, jederzeit mit den unterschiedlichsten Menschen in
Kontakt zu treten, sich aber auch zurückziehen zu können, die
Gefahren auch, die von ihnen (wir waren wenig in den großen Städten
unterwegs, aber im Westen sollte man sich z.b. in der Nähe von
Indianerreservaten angepasst verhalten) ausgehen können, sie einigermaßen richtig und
realistisch einschätzen zu können.
Die
Natur (inklusive Schlangen oder Bären) als Erfahrungsraum, die
Naturphilosophie und ihre überwältigende Vorlage, auf höchste Höhen hinauffahren
(Rocky Mountain NP) zu können, die Härte der Landschaft (Death
Valley) in sich aufnehmen zu können, individuell mit dem Auto in
alle Richtungen unterwegs sein dürfen, dabei eine gewisse
Unverbindlichkeit zuzulassen, und das Gefühl zu haben, willkommen zu
sein, ja, - das sind die USA. Das Gefühl: Immer weiter, durch nahezu
unwirkliche Gegenden, magische Landschaften, vorbei an fortwährenden
Natursensationen, - eine nach der anderen und in sich verzahnt, - die
sich bis hin zu dem Ehrfurcht gebietenden Grand Canyon steigern
können, mit Cops als Freunden (ja, so haben wir das erfahren! Es war so!!), die
für Sicherheit sorgen in einem Land, wo auch heute noch hinter jeder
Straßenecke jemand lauern kann, der es nicht gut mit dir meint. Diese Cops, die auch gerne mal erzählen, dass
sie Verwandte in Heidelberg haben, oder dort stationiert waren.
Ich
mochte auch diese Unterkünfte sehr, die ganz auf Zweckmäßigkeit
ausgerichtet waren, die auf europäische „Schönheit“ und all das
„Styling“ verzichteten und uns jeweils einen guten Start in den
Tag ermöglichten, weil sie der sie umgebenden Gegend (z.b. Joshua
Tree National Park) angepasst waren. Wie weit war dieses Amerika
entfernt, das sie hier in Europa zu kennen glauben! Man fühlte sich
wirklich ungebunden, konnte machen, was man wollte und dieses Gefühl
in sich einströmen lassen. Sich dieser Memorials und
Gedenkmöglichkeiten, dieser eingestreuten Möglichkeiten zum Reflektieren, dieser improvisierten Museen usw. gewahr zu werden, die das Bewusstsein der
frühen amerikanischen Siedler dokumentierten, ihren Willen zum
Neuanfang im Unbekannten (wie sehr bewunderte ich das!). Die Wüstenstädtlein und Pistolenhelden in Arizona, aber auch das alberne Nachstellen dieser
Western-Duell-Konstellationen, die unsäglichen Indianermorde, die
ungezügelte Jagd auf Büffel, die Gier, die Verlogenheit, die von
Hollywood und dieser Traumfabrik ausging, der „Pursuit of
Happiness“, der damals noch intakt war und den eigenen Tod
einschließen konnte, all das Extreme, das wir hier in Europa nicht
mal punktuell kennen: es führte mich heran an ein besseres
Verständnis, das mir den hier oft anzutreffenden simplen
Antiamerikanismus ganz und gar verbat und mich zum Feind eines solchen Antiamerikanismus machte.
Ich lernte diesen wunderbar naiven Volonteersgeist der Amerikaner lieben.
Freiwillig lassen die sich schon mal in eine völlig entlegende
Gegend versetzen, wo sie wichtige meteorologische Arbeit leisten. Wir waren lange in gebirgigem Terrain gefahren und trafen am Ende eines gebirgigen Weges auf eine solche ganz und gar freundliche Figur, mit der wir uns lange unterhielten. Oft denke ich auch an die Helden, die einst an der Normandie landeten und zusammen mit den Alliierten den Faschismus vertrieben. Die sich für uns und ihre Idee einer Freiheit aufopferten. Ich bewarb mich in der
Folge viele Jahre lang um die Green Card, die ich freilich nie
erreichte. Aber es ist und war ein Traumziel. Ein Traum mit klaren
Konturen.
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