Wie
ich die Leute aus einem bestimmten Milieu kennengelernt habe , haben
sie nichts, - und schon gar nichts Konkretes – für diejenigen
übrig, denen es schlechter als ihnen selbst geht. Solidarität oder
tatsächliche Empathie ist gerade unter den Besitzenden nicht sehr
ausgeprägt. Sie haben sich's verdient, so deren Credo, sie haben
sich's erarbeitet, sie haben die wichtigen Sachen richtig gemacht und
machen sie noch richtig. Kleinigkeiten am Rande, über die man sich
streiten kann, wie Spenden oder freiwillige Hilfeleistungen, sind
ihnen vollkommen fremd. Dafür sei der Staat da, dem man ohnehin viel
zu viel Steuer zahle, ist da immer wieder zu hören. Und jetzt?
Flüchtlingsproblem? Läuft am Rande mit. Regt man sich im
Mainstream auf, wäre aber nie bereit jemand aufzunehmen. Auch das
wäre ja Aufgabe des Staates, so die dahinter stehende Meinung. Dass
man etwas unmittelbar vom Herzen, abseits aller profitlichen Überlegungen
machen könnte, auch etwas Geldwertes, kommt in ihrem Kosmos nicht
vor. Dabei sein bei der allgemeinen Empörung, das ja. Es sollte
alles besser sein. Aber etwas Konkretes? Fehlanzeige. Mitheulen mit
den Wölfen, beklagen, kritisieren, bedauern, - das ja. Aber etwas
tun, - nein.
Diese Schicht ist groß in Deutschland, womöglich gibt
sie sogar auf allen Gebieten den Ton an. Das, was die Soziologen und
Psychologen Empathie nennen, ist bei ihnen nicht sehr ausgeprägt. Es
gibt auch keine großartigen öffentlichen Beispiele dafür. Das, was
Leute wie Uli Hoeness wie eine Monstranz des Gutmenschentums vor sich
hergetragen haben, erscheint mittlerweile in einem anderen Licht. Was
angesagt ist, ist eher das dem Turbokapitalismus und dem
Neoliberalismus angepasste Verhalten. Ich stehe an der Seitenauslinie
und registriere, ich beobachte, ich versuche, Einstellungen
nachzuvollziehen, - erst mal ohne jedes moralisches Urteil.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen