Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 27. April 2015

Gut- Wut- und Tatmenschen

Wie ich die Leute aus einem bestimmten Milieu kennengelernt habe , haben sie nichts, - und schon gar nichts Konkretes – für diejenigen übrig, denen es schlechter als ihnen selbst geht. Solidarität oder tatsächliche Empathie ist gerade unter den Besitzenden nicht sehr ausgeprägt. Sie haben sich's verdient, so deren Credo, sie haben sich's erarbeitet, sie haben die wichtigen Sachen richtig gemacht und machen sie noch richtig. Kleinigkeiten am Rande, über die man sich streiten kann, wie Spenden oder freiwillige Hilfeleistungen, sind ihnen vollkommen fremd. Dafür sei der Staat da, dem man ohnehin viel zu viel Steuer zahle, ist da immer wieder zu hören. Und jetzt? Flüchtlingsproblem? Läuft am Rande mit. Regt man sich im Mainstream auf, wäre aber nie bereit jemand aufzunehmen. Auch das wäre ja Aufgabe des Staates, so die dahinter stehende Meinung. Dass man etwas unmittelbar vom Herzen, abseits aller profitlichen Überlegungen machen könnte, auch etwas Geldwertes, kommt in ihrem Kosmos nicht vor. Dabei sein bei der allgemeinen Empörung, das ja. Es sollte alles besser sein. Aber etwas Konkretes? Fehlanzeige. Mitheulen mit den Wölfen, beklagen, kritisieren, bedauern, - das ja. Aber etwas tun, - nein. 
Diese Schicht ist groß in Deutschland, womöglich gibt sie sogar auf allen Gebieten den Ton an. Das, was die Soziologen und Psychologen Empathie nennen, ist bei ihnen nicht sehr ausgeprägt. Es gibt auch keine großartigen öffentlichen Beispiele dafür. Das, was Leute wie Uli Hoeness wie eine Monstranz des Gutmenschentums vor sich hergetragen haben, erscheint mittlerweile in einem anderen Licht. Was angesagt ist, ist eher das dem Turbokapitalismus und dem Neoliberalismus angepasste Verhalten. Ich stehe an der Seitenauslinie und registriere, ich beobachte, ich versuche, Einstellungen nachzuvollziehen, - erst mal ohne jedes moralisches Urteil. 

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