„Einmal
um die ganze Wält und die Daschen voller Gäld“ sang einst ein
Schlagerstar und grub sich alleine schon mit der Melodie in das
Bewusstsein der Massen ein. Wirkungsvoller war jedoch noch die
Formulierung eines alten Traums, der mit dem Traum des Taugenichts
(siehe eigener Blog "Taugenichts auf Reisen") sowie dem Mythos des reichen Touristen und
forschen Weltumrunders spielte. Auch etwas vom vergangenen
Kolonialismus, vom neugierigen Forscher und frohgemuten Poeten
schwang da mit. Der Aufbruch in die Ferne hat seitdem nichts von
seiner Anziehungskraft verloren, nur soll es heute gleich ein
komplettes Auswandern in ein Traumland sein, dessen Sprache die
meisten Fernsüchtigen noch nicht mal sprechen. Dabei würden nicht
nur Reiseführer und schriftliche Dokumente aller Art, sondern auch
das Fernsehen, Youtube und Videoblogs jeder Schattierung genug
Gelegenheit bieten, sich schon mal vorab etwas zu informieren. Doch
nein, gerade das völlig Unbekannte und scheinbar Unvorbelastete ist
es ja, das einen hierzulande offenbar reizen kann. Und so kommen viele Wagemutige an
Brasiliens Küsten, an Afrikas Wüsten und Wäldern, an Australiens
Einöden gewaltig an ihre Grenzen, erleiden von ihnen selbst
unerwartete Geldnöte oder lassen sich von fremden Tieren beißen oder stechen.
Selbsterfahrung, gewiss, und: man kann es ja mal versuchen. Am Ende
seines Lebens kann man sich das ja dann sagen. Man hat Fehler
gemacht, das ja, aber man hat es wenigstens versucht.
Dabei reicht
auch eine sogenannte Weltreise heute nicht mehr, per Flugzeug ist
jeder scheinbar entfernte Winkel der Erde erreichbar. Das Unbekannte
gibt es ja in der globalen Welt nicht mehr, die Armut haust in
Wellblechhütten, die auf einem mit einer schwäbischen Säge
freigemachten Platz errichtet sind. Machu Picchu, Yucatan, Nordpol,
Südpol und Spitzbergen: alles kein Problem. Jeder Ort ist erreichbar
und für die Neugier derer erschlossen, die sich das Reisen leisten
können. Mitunter scheint ein Ort in Deutschland schwieriger und
unter größerem Zeitaufwand erreichbar als es Mallorcas mehrmals pro
Tag direkt angeflogene Ballermänner sind. Die Welt ist klein
geworden, Information ist universell verfügbar – und dennoch
scheint noch ein Rest des Unbekannten zu locken: in den Urwald, in
das Unbekannte, das von Menschen freilich eigene angepasste Lebensformen
einfordert, denen sich solche Selbsterfahrer oft nicht gewachsen
zeigen – und schon gar nicht auf längere Frist.
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