Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 12. Februar 2015

Blau und Rot und Kindheit

Du würdest eines Tages alt genug sein, um einzutreten in diese Sphäre dieses Spiels, das war noch völlig klar für dich in diesem Moment. Du warst schon gespannt darauf. Die Spiele der Erwachsenen. Es gab noch diesen Geruch von Lippenstift. Das unglaubliche Rot roch auch noch. Es hatte seinen eigenen Geruch, genau wie diese Bademilch, die lauter weibliche Körper zu umschmeicheln schien. Diese verbrauchten Lippenstifte, diese Stummelreste dort, sie rochen tatsächlich. Ein knalliges Rot, das einen Duft verströmte.  
Das Blau freilich begegnete einem in den Kornblumen, die die Feldwege in diesem kargen Kuhdorf säumten, in das dich das Schicksal verschlagen hatte  Für Augenblicke traf es einen, dieses Blau, und stellte einem ein Rätsel, das man freilich noch nicht als solches erkannte. In diesem Blau waren die Geheimnisse des Lebens aufgehoben. Wie kann man bloß von einer Farbe so fasziniert sein, dass es einen das ganze Leben über beschäftigt?   
Das Blau war schon immer die Farbe der Transzendenz, heißt es.  Es zeigt in die Unendlichkeit, es weist in die Geistigkeit. Ideal für die Romantiker. So steht die Blaue Blume  in Novalis’ „Heinrich von Ofterdingen“  für eine Welt, in der Mensch, Tier und Pflanze eine gemeinsame Sprache sprechen. Sie ist ein Bild allen Erlebens in der Natur. Sie ermöglicht die Flucht aus der Gegenwart, der Realität der industriell bearbeiteten Welt,  hinein in das Märchenhafte, Geheimnisvolle. Das Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres, der Tiefe und der Seele.  Was sagt uns das?    

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