Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 28. Februar 2015

Mit Siddharta auf Lebensreise

Ein ganz großes Buch über das Reisen ist natürlich Hermann Hesses „Siddharta“. Klar. Es umschreibt so etwas wie eine Lebensreise, beispielhaft, parabolisch. Das Buch spielt im 6. Jahrhundert vor Christus in Indien und handelt von einem jungen Brahmanen namens Siddharta und seinem Freund Govinda. Von seinem Vater und anderen Priestern lernt dieser über die Veden, deren philosophische Gedanken, religiöse Gebote und Anleitungen zu Gebeten und Ritualen. Weil er sieht, wie diese trotz heiliger Waschungen und Gebete zur Reinigung von den Sünden nicht aus dem Samsara entkommen, widmet er sein Leben der Suche nach dem Atman, dem All-einen, das in jedem Menschen ist. Er ist zuerst Asket und Bettler, pilgert auf diesem Weg zu Gotama, was ein anderes Wort für Buddha ist. Doch er merkt, dass dies nur ein Zwischenziel sein kann. Also begibt er sich über den großen Fluss hin auf den Weg zu den „Kindermenschen“. Er sucht im Sex bei der Kurtisane Kamala, die seine Lehrerin in der Welt des Sex wird. Zudem wird er zum Geschäftsmann und dadurch den „Kindermenschen“ immer ähnlicher. Und so verlässt er auf der Suche nach Erleuchtung schließlich Kamala, um den großen Fluss zu überqueren. Es winkt ihm in seinem Leid die Versuchung des Selbstmords, als er den alten Freund wieder trifft, der auf der Suche nach Erleuchtung auch noch nicht entscheidend voran gekommen ist. Es verschlägt Siddharta schließlich wieder an den Fluss, wo der alte Fährmann ihn als seinen Gehilfen aufnimmt. Dabei lernt Siddharta vom Fluss, indem er ihm zuschaut und von ihm lernt. Er erkennt, dass er wieder ganz am Anfang seiner Entwicklung steht, wieder am Anfang eines neuen Lebens. Deutlicher als zuvor wird ihm die Erkenntnis über die Nichtigkeit des gelehrten Wissens und die Wichtigkeit der Erfahrung zuteil.
Die Geschichte geht natürlich noch weiter, bis Siddharta schließlich zum Erleuchteten wird und im Wissen um das Wesen der Dinge ist. Die ganze Geschichte ist an das Buch „I Ging“ angelehnt, das so den Weg des Buddha umschreibt. Der Suchende ist auf einer Lebensreise, die ihn durch mannigfache Versuchungen und Stadien hindurch zur Erkenntnis führt. Das Leben ist Bewegung, ist Reise. Natürlich gibt es viele wichtige Zitate von wichtigen Menschen dazu. Aber es ist ja auch ein großes, ein wichtiges Buch, das weit über übliche Literatur ins Spirituelle hinausgeht und für viele Suchende lebensnotwendig geworden ist. Als Fußnote sei vermerkt, dass Hesse dies Buch komplett daheim in der Schweiz geschrieben hat und sich vom Gärtnern hat inspirieren lassen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen