Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 30. Juni 2022

Entlang

Mittwoch, 29. Juni 2022

Momentaufnahme

Die Dichter unserer Zeit versichern sich gegenseitig ihrer verlorenen Wichtigkeit, indem sie sich gegenseitig Preise verleihen und öffentliche Briefe verfassen. Ansonsten spielen sie Murmeln, die auch schon mal schöner waren. Sie siechen, denn sie haben ihre Funktion längst verloren, Buchdruck ist ohnehin veraltet, Internet is here to stay. Gewiss, Reflexionen müssen sich einen Weg ins Bewusstsein bahnen, der manchmal lang, windig und mühevoll ist. Nur, wer will das schon in einer Welt der schnellen Kicks und Kitzel? Zwischen Stop und go, Standup und Comedy, Gewinnspiel und Kampagne, Krieg und Frieden?. Ausgefranst in den Medien, zerstäubt im Internet….die ruhige Überlegung fällt auf sich selbst zurück. Jetzt treibt das Wachstum die Beschleunigung um jeden Preis und das Echo verhallt im Nichts. Identität, Kultur. Zerrieben und pulverisiert zu Erbhöfen und Besitzständen. Wanken, Umfallen, Stürzen? Alles egal, solange es gemanagt wird. Umsatzrückgänge sind ein vorüber gehendes Wetterleuchten, Bailout rettet die Großen. Raus pauken. Der Staat in Gestalt seiner Elite-Kretins schaufelt Milliarden in dieses Grab und schüttet es mit Steuermoneten zu. Um Akzeptanz braucht er sich kaum zu bemühen. Seine Repräsentanten sind meist auf eioner Liste abgesichert gegen eine (Ab-)Wahl. Die Städte sind überwuchert von Bedeutungslosigkeiten. Die Hohlheit füllt uns aus. Sie wird eingefüllt und die meisten merken esgar nicht. Schnell, schnell, katuell - Inhalt egal. Legal, den vorgeschrieben Wegen entlang abgeschöpft. Gemolken. Von Bürokratien, von Anzugträgern beiderlei Geschlechts, von Sesselfurzern und Aasgeiern in fetten Sechs- und Achtzylinder-Limousinen. Unterwegs im Offroader auf der Autobahn. Green washed: Elektro! Hauptsache wir sind sicher! Die anderen werden wir dann im Falle des Falles schon zermalmen! Alle müssen sparen und haben das verinnerlicht. Sämtliche Gürtel sind enger geschnallt. Repräsentanten erkennen Wichtigkeiten. Verdichtung allenthalben, aber keine Intensität, sondern fortwährende Lüge. Es bröckelt laut weiter....immer weiter.

Dienstag, 28. Juni 2022

Go down with Sound

GO DOWN WITH SOUND God gave me Mind and god gave me body God gave me eyes to see what's around My Mind saying the one or the other tell me, what is right for me? I only want to find my way, also in the late years Friends were disappearing and I know, I am to blame Mocking Love made me act like an idiot and at night I cannot sleep anymore fears are chasing me, finding me and eating me up the only thing, I know: I will not follow anybody is there a way out? Is there any way for me? The fired me, they don't need me anymore I am diving, even I am drowning at the same time today it is clear: they used me, as an accelerator for profit Night is my uneasy time to speculate alone I am living in a hole, that you were digging I am searching inside myself Sound still is my friend and lover I wanna go down with sound, sinking deeper They took all from me, now my parents are leaving

Montag, 27. Juni 2022

Showveranstaltungen

In den Medien tauchen vor allem als Journalistinnen daherkommende Models auf und sprechen oberwichtige Erläuterungen aus ihrer Realität heraus, sie lesen Scripts vor. Elmau ist jetzt angesagt. Ja klar, Showveranstaltungen auf allen Gebieten. Da passen solche Menschen, die oft wie Trophäen wirken und der jeweiligen Zielgruppe angepasst erscheinen. Nett anzusehen war schon immer der Job der im TV auftauchenden Frauen. Das passende Kostümchen ist da Pflicht. Oder der geschmackvolle Hosenanzug. Nicht viel von diesem, nicht zu wenig von jenem: Nett sein, heißt das Gebot. Was nett ist, bestimmen die Mächtigen (siehe auch Weinstein & Co.). Nur, wie verträgt sich dieses Erscheinungsbild mit den neuesten Emanzipationsbestrebungen der Frauen? Eher beiläufig stellen sich einem solche Fragen, man ist so recht auch gar nicht berechtigt dazu, denn man ist ja ein alter weißer Mann aus der Boomer-Generation und hat als solcher den „Woken“ in den Großstädten nichts von Relevanz zu sagen. Zudem fällt einem auf, dass Figuren wie etwa Transexuelle die Bildfläche (Why not?) in einer überrepräsentativen Weise (hm) zu erobern scheinen. Ist das der Tribut an die politische Correctness? Nun ja, manchmal scheint es für den „Konsumenten“ etwas mühsam zu sein. Quote? Kommt schon noch! Aber ansonsten? Okay. Wenn’s der Correctness gegenüber XXXX (gegenüber wem eigentlich?) dient, ist wohl alles geboten. Wichtig ist jetzt gerade die „Stimmung“. Ohne Förmlichkeiten aufeinander zugehen und fotogen im Garten spazieren gehen. Locker! Sich den Arm tätscheln zu lassen und sich für seine Wichtigkeit loben zu lassen. Klasse! So wird das Schicksal dieser Welt entschieden. Die klassischen Influencer halt, Old School.

Sonntag, 26. Juni 2022

Valerie (48)

Während sie schweigend nebeneinander lagen, fiel ihm der alte Dylan-Song ein über den Star, der es geschafft hat, der Erfolg hat und plötzlich merkt, dass er getäuscht worden ist, als es nicht mehr so richtig läuft: „Like a rolling stone“. War sie Miss Lonely, die die besten Schulen besucht hat und doch vom Leben keine Ahnung hat? Eine, die nie einen Kompromiss mit diesem namenlos geheimnisvollen Tramp schließen würde, die ihm keine Alibis zu verkaufen hat? War er gerade dabei, ihr ein Alibi zu verschaffen? Würde sie auch die Nase rümpfen über diesen Napoleon in Lumpen und die Sprache, die er spricht? Hatte sie auch einen Diplomaten, der sie in seiner verchromten Luxuskarosse spazieren ritt und auf seiner Schulter eine seltene Katzenrasse hat? Sie war sicher noch auf dem Weg zur Spitze, nicht heruntergekommen wie Miss Lonely, die ihren Diamantring ins Pfandleihhaus bringt und aufs Schnorren angewiesen ist. Ein kleiner Unfall und Valerie könnte die Figur aus Dylans Song sein! Dann wäre sie öffentlichem Mitleid ausgesetzt und eine Zeitlang vielleicht unsichtbar, egal, welche Geheimnisse sie noch zu verbergen hätte. Die Melodie des Refrains ging ihm durch den Kopf „How does it feel, how does it feel, to be on your own, like a complete unknown, like a rolling stone?“ Aber vielleicht war ja Dylan selbst zu der Figur mit der Katze auf der Schulter geworden? Die Diplomaten und Heiligen waren auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Heute singen sie Kirchenlieder und geben sich zufrieden, was wohl nichts war, das zu bemängeln und zu bekritteln wäre. Dass Dylan selbst ein Heiliger sein wollte, ließ er sich ohnehin nie verkaufen.

Samstag, 25. Juni 2022

Endlich Urlaub

Was ist denn da los? Die TV-Medien berichten breit über die Probleme, die der offenbar an den Urlaub geknüpfte Flugwunsch aufwerfen kann. Unmöglich, das! Man kommt an den Flughafen und erfährt dann per SMS, dass der Flug gecancelt ist. Personalprobleme. Facharbeitermangel. Profitgier verschiedener, nicht genau benannter Marktteilnehmer. Weil, Verantwortung will ja niemand tragen. Dafür haben die Großen ihre Pressesprecher. Ach! Jetzt, was machen? Auf dem Flughafen ausharren, rechtlich vorgehen (TV berät: welche Rechte habe ich?) weiter warten? Vielleicht morgen….? Ich sitze fassungslos daheim und frage mich: was ist mit der so oft proklamierten „Flugscham“? Diesem Rücksicht darauf nehmen, dass doch jeder Flug irre viel CO2 verursacht? Ist in dieser Sommerpandemie mit all ihren Ansteckungszahlen das Risiko ganz egal? Sind wir so gut heraus gekommen, dass wir jetzt stundenlang zusammengepfercht ohne Maske in engen Sitzreihen dem Urlaubsziel entgegenhecheln? Überhaupt Maske: ich beobachte, dass überhaupt niemand mehr im Supermarkt oder Discounter Maske trägt. Was man nicht gesetzlich vorgeschrieben kriegt, macht man nicht? Ob das Maske tragen nicht auch etwas mit Selbstschutz (und Schutz der anderen…?) zu tun hat? Bin ich noch so jung, dass ich nichts zu befürchten habe? Wie sieht’s überhaupt mit Long Covid aus? Alles nur Einbildung? Ich hätte nie gedacht, dass es mich treffen könnte, so höre und sehe ich Interviewfetzen….. Die Experten streiten sich, niemand weiß noch irgendetwas Verbindliches. Wir müssen uns über kurz oder lang ohnehin infizieren, so heißt es. Rechtfertigt der Urlaub alles? Jetzt endlich mal was anderes sehen – und dann an den Strand irgendwo in dieser Welt (meist in Malle…) flacken? Ökologischer Fußabdruck, was ist denn das? Wenn wir „heim“ kommen, dann geht’s womöglich erst richtig los: Frieren wg teurer Heizung wg Gas wg schlechter Energiepolitik und Merkel, gestiegene Preise, Liefersauereien, billige Ausreden der Behörden – aber Urlaub, das muss sein…

Donnerstag, 23. Juni 2022

In den Urlaub fliegen

Man wundert sich, wer alles wie oft und unbedingt mit dem Flugzeug fliegen muss. Teilweise scheinen das genau dieselben Leute zu sein, die an anderer Stelle gegen das Fliegen aus ökologisch-moralischen Gründen polemisieren. Ob das zur Glaubwürdigkeit dieser Personen und – ungleich wichtiger – der um das Klima bedachten Menschen beiträgt? Ob hier nicht ein bestimmter Eindruck entsteht, der dem jetzt massenhaft in Urlaub fliegendem Mainstreampublikum Wasser predigt und den Wein genussvoll schamlos schlürft? Ob nicht jüngst die Umstände einer Fernsehmoderatorin durch die Schlagzeilen ging, die regelmäßig extra für ihre (miese!!!) TV-Sendung morgens aus Israel eingeflogen wird, um abends wieder zurück geflogen zu werden…? Man hat auch noch eine Talkrunde in Erinnerung, in der Fliegen wie ein Naturrecht wichtiger, in ihren wohlverdienten Urlaub fliegenden Menschen „verkauft“ wurde. Nach zwei Jahren Corona bräuchten sie unbedingt…… Jedenfalls wurde kein für mich wahrnehmbarer Gedanke daran verschwendet, wie sehr durch Emissionen das Fliegen umweltschädlich wirken kann.

Mittwoch, 22. Juni 2022

Spargelfahrt

Ach! Ach was! Schon ein bisschen seltsam bei uns: Ich erfahre in den Morgennachrichten, dass der Finanzminister die Leute auf eine lange Phase der Entbehrungen einschwört. (Gasengpass, Lieferengpässe, Inflation...und das alles...) Gleich danach kommen Bilder von der „Spargelfahrt“, mit der sich der SPD-Klüngel auf einem Schiff bei so manchem flotten Kaltgetränk vergnügt und der Kanzler dazu seine wohlbekannten Sprechblasen von sich gibt. Es wird sodann geprahlt, was für Industrieverbände eine Eintrittskarte zu dieser Schiffsfahrt gekostet hat. Ach!, so denke ich mir. Ob das alles ein Symbol dafür ist, wie weit sich der politische Machtapparat in Berlin von den Leuten entfernt und entfremdet hat, die er vorgibt, zu vertreten? Ob das nicht immer mehr eine Blase wird, die mit zunehmender Ausschließlichkeit untereinander kommuniziert, eine gesellschaftliche Sphäre bildet, sich isoliert und scheinbar informiert und das alles nicht einmal merkt. Der Apparat läuft, Basta! Eine solche Politik kennen wir. Nur, die Historie ist jetzt weiter gerückt, die Leute haben heutzutage andere Möglichkeiten, sich zu informieren, auf einer bestimmten Ebene ist das durchlässiger geworden, soziale Medien sind hinzu getreten. Gerade dadurch nehmen wir solche Rituale, wie sie in diesem Falle der sog. „Seeheimer Kreis“ veranstaltet, mehr wahr als in der Vergangenheit. Ob solche Dinge nicht auch eine gewisse Schamlosigkeit offenbaren? Ob sie gerade im aktuellen Umfeld nicht dekadent wirken?

Dienstag, 21. Juni 2022

Leben und Tod

Ist das nah – oder fern? Wo ist das Ende, wo ist der Tod? Für mich ist Tod nichts, was am Ende des Lebens passiert, sondern kann eine Einstellung zum Leben markieren. Manchmal. Wenn wir’s durchhalten. Er ragt hinein in unsere Existenz, in unser tägliches Leben. Auch das macht der Krieg in unserer Nähe deutlich. Edas Bewusstsein des Todes hält unsere mühsam zusammen geschusterte Identität zusammen. Einheit der Person? Zumindest gefährdet. Wer schon einmal sehr ernst krank war, weiß sehr unmittelbar, was ich meine. Der Tod begleitet uns täglich und hilft uns, unser Leben ein bisschen besser zu verstehen. Im besten Falle. Die Menschen wollen dem Tod möglichst aus dem Weg gehen, ihn ignorieren. Jeder Friedhof, jedes Altenheim ist ein Beleg dafür. Wir versuchen, ihn zu verbannen, ihn als letztes großes Tabu aus dem Alltag hinweg zu zaubern. Es gibt Gerüchte und Erkenntnisse, dass gewisse Firmen im Silicon Valley ihn technologisch hinauszögern wollen. Was uns da durch den Sinn geht: Ob der Tod etwas ist, worüber man ganz im Sinne Wittgensteins nicht reden sollte? Etwas Unbegreifliches? Etwas Größeres als wir? Ich glaube, wenn du erkennst, dass die Zeit jede Minute, jeden Tag verrinnt, dass du keine Gelegenheit hast, gemachte Fehler zu korrigieren, dann erkennst du, dass du den Moment irgendwie festhalten solltest. Du hast eine Verpflichtung gegenüber dem Leben.

Montag, 20. Juni 2022

Eingang (Lyrik ub)

EINGANG Du taumelst hinein in den Tag musst dich erst mal in Untätigkeit setzen, nichts machen, nur existieren, da sein Patchouli steigt in die Nase betrügt mich um meine Realität Wir machen uns alles schön Wir geben ihm den Geschmack Selbstverwirklichung war mal was Tolles jetzt heißt es Selbstoptimierung, mies work-Life-Balance und all das wo sind nur die Farben hin? Wir haben sie verloren in der Zeit des Schutzes und der allseitigen Versicherungen Schau nicht woanders hin! Dort geht es viel schlechter, naturgemäß es gilt die Schlauvariante Beim Schiffen an der Nordsee Surfen oder Schlurfen dieser Weg wird dir nicht möglich sein Ob ich gerne einen Knecht hätte, der mir den Staub wischt der mir das Scheishaus putzt? Du wartest auf den Angriff aus dem Grauen heraus Gefahr ist überall von einer Seite, nie bedacht

Sonntag, 19. Juni 2022

Fürsorge von oben

Wenn ich das mal von einer höheren Warte aus betrachte, dann fällt mir auf, dass nicht nur heute morgen lauter privilegierte Leute, die gerne wegen ihrer Sorglosigkeit gönnerisch und gut ausgebildet um sich her lächeln, über „Waffenlieferungen“ und den damit verbundenen Konsequenzen von Leben und Tod spekulieren. Sodann diskutieren sie locker über die Sorgen und Nöte, die wohl hierzulande auf die „armen Leute“ zukommen werden. Wärme, Frieren, Nässe? Iwo. Sie selbst sind sich relativ sicher, dass sie im Trockenen sitzen werden und die Stube gut geheizt ist. Sie selbst beklagen höchstens ihre Schlaflosigkeit, weil sie irgendeinem wichtigen Werk ihren Stempel aufdrücken müssen, obwohl sie dabei auf die Mithilfe der „armen Leute“ angewiesen sind, die ihnen über das Steueraufkommen eine fürstliche Rente zahlen. Das stehe ihnen zu, so die oft wiederholte Rede, die Rentenversicherung sei etwas, was einem zusteht. Bloß, diese Leute haben meist selbst die Regeln und Systeme geschaffen, nach denen und ab wann staatliche Unterstützung gezahlt wird. Und der Einwand mit der demographischen Entwicklung verblasst wohl auch ein bkisschen, wenn man bedenkt, dass in Frankreich die Auseinandersetzung darum geht, ob das Renteneintrittsalter auf 60 herabgesetzt werden könnte. In Italien, so ist zu vernehmen, kann man bereits mit 60 in Rente gehen (bei einem Rentenniveau von 92%). Die wichtigsten „Nachbarn“ in der EU praktizieren die Sache bereits jetzt also ganz anders. Ob bei ihnen die demographische Entwicklung eine andere ist? Zweifel mögen erlaubt sein.

Freitag, 17. Juni 2022

Kinder kriegen (4)

Im Altertum schrieb Aristoteles, dass die Familie (und somit das Kind als Nachfahre) einer natürlichen Gegebenheit entsprechend eine Art „Urzelle“ der menschlichen Gesellschaft sei. Gleichzeitig deutet er das Kind als eine Art „Alterversorgung“ in der Hoffnung, dass es die erwiesene Fürsorge quasi zurück gebe und außerdem die Furcht vor dem Tod abmildere. Das Mittelalter gebot, Kinder zur Ehre Gottes zu zeugen und das Sakrament der Ehe dafür zu empfangen. Ein Kind ist eine Gottesgabe, die es zu bewahren gilt. Deshalb gibt es kein Recht, über Leben oder Tod eines Kindes zu bestimmen. In der Moderne kommt ins Blickfeld, dass ein Kind in einem allgemeinen Bevölkerungswachstum, einer zunehmenden Beschränkung des Raumes und einer Zunahme von Konflikten mit zur Ausbeutung von natürlichen Ressourcen beitragen mag. In unserer Gegenwart wird der Kinderwunsch und seine anschließende Realisierung zweifellos als ein Akt der Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung gesehen. Doch man kann im Namen der Selbstverwirklichung auch jegliche Nachkommenschaft ablehnen. Das Kind gilt nämlich auch als Kostenfaktor, der Karriere und berufliches Fortkommen verhindern kann, Erziehung hat einen zweifelhaften Nutzen: Wo sind die Maßstäbe dafür, was kann Eltern eine gewisse Sicherheit geben, gibt es nicht schon zu viele vernachlässigte Kinder? Gesellschaftliche Regeln: wechseln sie heutzutage nicht sehr schnell oder gibt es gewisse „eherne“ Gesetze, die unbedingt zu vermitteln wären?

Donnerstag, 16. Juni 2022

Rente?

Wieso in Frankreich die Rente mit 60 zur Debatte steht, nachdem bis jetzt das Eintrittsalter 62 Jahre galt, wieso in Italien mit 60 in Rente gegangen wird (bei einem Rentenniveau von 92%), wieso in den meisten Ländern das Rentenniveau (zum Teil deutlich) höher ist, konnte mir bisher noch niemand so recht erklären. Der Weißkopfuhu Steinmeier hat nun eine super Idee, wie er den Pflegenotstand vertuschen kann. Das bedeutet bei seinem Vorschlag Zwangsarbeit für die Generation, die keine Rente mehr bekommen wird, aber bis über 70 (!) arbeiten soll. Auskömmliche Rente? Was soll das? Hier, in Deutschland? Profit über alles in der Welt? Rentner kommen ja noch nicht einmal im sog. „Entlastungspaket“ vor! Ob diese Frage nicht auch dazu beiträgt, dass sich die Mächtigen von denen entfernen und entfremden, die sie so gerne „das Volk“ nennen?

Mittwoch, 15. Juni 2022

Spezialsportsprache

Ich beobachte mit steigender Verwunderung, wie sich in unserer Gesellschaft „Spezialsprachen“ entwickeln und welches Phänomen zb. die Sportsprache abgibt (hier scheint es nicht in erster Linie um soziale Abgrenzung zu gehen. Sondern um so etwas wie „ populäre Ausweitung“), Ich beobachte, wie sich da jene Selbstverständlichkeiten des Verstehens entwickeln, die bedeuten: „man muss den Jargon/Slang/das Zeichensystem beherrschen, um dazu zu gehören“. Die also eine soziale Funktion haben. Es kennzeichnet dies offenbar eine Art sozialer Eingangshürde, - bei Sportlersprache freilich ohne jene Wertschöpfungskonsequenz, die den „Erfolgreichen“ oder den fest Bestallten vorbehalten ist. Der Sport z.b. erscheint mir in zunehmendem Maße von der zunehmend korrupten Funktionärsschicht und die sie umgebende Schicht der Ex-Sportler beherrscht zu sein, die, wenn sie überhaupt die Notwendigkeit von Vermittlung zulässt, in TV-Sendungen und deren Talkshows mit jenen Kürzeln um sich wirft, die nur „Eingeweihte“ verstehen und die das Bewusstsein einer sozialen Schicht scheinbar entstehen lassen.

Dienstag, 14. Juni 2022

Kinder kriegen (3)

Welche Triebfeder gibt der Egoismus beim Kinderwunsch ab? „Gesund“ soll es sein, das Kind, intellektuelle Eigenschaften sollen sich bei ihm heraus stellen, gewisse Fähigkeiten auch und – die Haarfarbe. Die Aussicht auf die Wahl der genetischen Eigenschaften der eigenen Nachkommen verwandelt sodann nach und nach die zunächst als Leiden erlebte Schwangerschaft in die freie „Herstellung“ eines Kindes. Im Sprachgebrauch heißt es ja auch oft „wir haben ein Kind gemacht“. Ob hier schon ein gewisser Warencharakter beginnt? Ein Kind, mein Eigentum? Schon Freud sagte: „Theoretisch wäre es einer der größten Triumphe der Menschheit…..wenn es gelänge, den verantwortlichen Akt der Kindererzeugung zu einer willkürlichen und beabsichtigten Handlung zu erheben“. Ein fröhlicherer und heiterer Alltag wird damit anscheinend angestrebt, befriedigend und sinnerfüllt soll er sein. Eine Familie zu gründen gilt als Lebensziel. Außerdem, so heißt es, gehöre ein Kind zur Paarbeziehung. Ein bisschen verschämt wird die Motivation gesehen, durch ein Kind das Unerreichte im Leben nachzuholen. Die wenigsten entscheiden sich aus religiösen oder ethischen Überlegungen für Kinder. Dass Schwangerschaft eine naturgegebene Notwendigkeit sein soll, glauben immer weniger Leute. Überlebenstrieb? Ob er auch eine Rolle spielt? Und welche?

Montag, 13. Juni 2022

Kinder kriegen (2)

Während die einen einem namenlosen Instinkt und natürlichen Trieb zu folgen schienen, während andere eine Einpassung in ein Karrierestreben glaubten, verneinen zu müssen, neigte ich zusammen mit meiner damaligen Partnerin zum Grübeln, zum Nachdenken darüber, ob ich das könnte und wollte: Ein Kind in die Welt setzen. Ob mir durch meine natürlichen Dispositionen Grenzen gesetzt waren und – vor allem! - ob ich angesichts meines Berufs so etwas wie Verantwortung für ein wachsendes menschliches Wesen zu übernehmen bereit war, ob ich mich in der Lage dazu sah. Ich hatte nach meiner Einschätzung schon unendlich damit zu tun, mich selbst einigermaßen zu reproduzieren und über Wasser zu halten. Dies nötigte mir einen Energie- und Zeitaufwand ab, der nicht zu einem verantwortungsvollen Kinderwunsch zu passen schien. Wobei wir schon beim nächsten Kriterium wären, das alle bis dahin geäußerten Motive zu überlagern schien: Verantwortung, Wertmaßstäbe, Orientierung. War ich in der Lage, dies mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu geben? Völlig klar war es, dass all dies einen Zeitaufwand und einer Bereitschaft, sich einzulassen, bedurft hätte, dem ich mich gewachsen zeigen musste, - so meine Überlegung. War ich durch meine berufliche Tätigkeit überhaupt in der Lage, auch nur einen Bruchteil dieser nach meiner Einschätzung „automatisch“ erwachsenden Verantwortung einzulösen? Ich fühlte mich in eine Existenz hinein gezwungen, die es mit sich gebracht hätte, dass eine Partnerin den Hauptteil der Verantwortung und Erziehung hätte leisten müssen, womit mir allzu leicht hätte unterstellt werden können, dass ich mich hätte entziehen wollen. Einem solchen Dauervorwurf konnte und wollte ich mich nicht aussetzen. Eine Tätigkeit, die sich für einen reichen Sprössling geeignet hätte, nämlich ein sich liebevolles Widmen eines „Kanals“ zur Selbstverwirklichung, zur massenhaften Mitteilung und Verbreitung, zum Aufblasen eines Egos in einer öffentlich sichtbaren Tätigkeit, war mir nicht vergönnt. Ich musste Profi mit allen Konsequenzen sein, war auf den Broterwerb angewiesen, hatte kein reiches Erbe zu erwarten. Hatte ich Ziele und Perspektiven? Wenn ja, dann eine zu ungewisse Form davon. Für mich stand vielmehr fest: Ich wollte dem nachgehen, was meine Leidenschaft war, dem, von dem ich „etwas zu verstehen“ glaubte.

Samstag, 11. Juni 2022

Kinder kriegen (1)

Ich sammelte immer schon Argumente dafür, dass oder wieso jemand Kinder in die Welt setzt. Habe dazu auch, so weit es mir möglich ist, die Philosophie befragt. Ob es eine Sache des freien Willens ist, Kinder zu kriegen? Gerade heutzutage? Die idealistische Variante der Beantwortung dieser Frage lautet: heute hat man Kinder aus Freude, aus Liebe und um Werte weiter zu geben. Freilich drängt der Alltag in eine andere Richtung: Man will (ganz egoistisch!) seine Gene weiter geben und sich selbst im Nachwuchs sehen, man will Nachfolger, man will sich fortsetzen und auf indirekte Weise unsterblich werden. Man kann es sich leisten, man trägt die Verantwortung wie beiläufig und das Geld für die Ausbildung bringt man wie selbstverständlich auf (soziale Komponente). Insofern könnten Kinder auch als Statussymbol betrachtet werden, würden nicht derartig viele Kinder weitgehend unreflektiert in die Welt gesetzt werden, aus Trieb und Instinkt, vom Willen der Evolution beseelt, sich fortzupflanzen, auch aus hedonistischen Antrieben (Nichts Schöneres, als…..das Erlebnis meines Lebens...etc. = hedonistische Variante). Werden solchen irrationalen Faktoren wie Instinkt, Emotion oder Trieb nicht zunehmend Rechte an uns eingeräumt? Gilt da nicht eine gewisse Skepsis dem „Geist“ gegenüber? Schlug das gesellschaftliche Pendel nicht längst in diese „emotionale“ Richtung aus, nachdem zuvor allzusehr und zu optimistisch das Rationale und Veränderbare betont wurde? Außerdem kommt ja die Einschätzung ins Rutschen, dass Kinder auch durch den Fortschritt der Medizin ohne Zwang in die Welt gesetzt werden („freier Wille“) und – andererseits! - , der Einschätzung, dass wir vom Entwicklungsstand unserer Gesellschaft her von allen natürlichen und kulturellen Erfordernissen freigestellt seien. Wirklich? Ob es aber wirklich so ist, ob da auch unbewusste „unterirdische“ (von den Medien gesteuerte) Faktoren, von denen wir alltäglich beeinflusst sind, eine Rolle spielen? Inzwischen sind mir Zweifel am Entwicklungsstand unserer Gesellschaft gekommen. Man stellt sich quasi außerhalb, wenn man keine Kinder will, man gilt als karrieresüchtig und egoistisch. Aber es gilt ja die Frage: will man in diese in jeder Hinsicht versaute Welt seine Kinder entlassen?

Freitag, 10. Juni 2022

Statistik, Rente und Zukunft

Rentenpolitik? Auch hier soll offenbar mit demografischen Daten und damit verbundenen Ängsten Politik gemacht werden, so, dass Versicherungskonzerne möglichst daran verdienen können. Vielleicht. Ob das so ist? „Wir werden immer älter…..“ „Klaro!“ Zum Beispiel: dass die Gesundheitskosten explodieren, weil wir immer älter werden. Ob das nicht mit dem Trend kollidiert, dass viele Menschen sehr viel gesünder älter geworden sind? Der körperliche Zustand scheint im Alter deutlich besser geworden zu sein. Die amtlichen Experten vom statistischen Bundesamt rechnen sehr weit voraus: bis ins Jahr 2060. Dann sind wir weniger, älter und haben zu wenige Kinder, so die Statistik. Also Kinder (zukünftige Rentenzahler!) her! Dass sie dabei aber nur gegenwärtige Trends in die Zukunft fortschreibt, die sich vielleicht gar nicht so leicht „verlängern“ lassen, wird von interessierter Seite gerne unterschlagen. Dass sich bis zu einem zukünftigen Zeitpunkt sehr viel verändert haben könnte, können die einschlägigen Studien gar nicht berücksichtigen. Eine halbwegs aussagekräftige Prognose ist da schwierig. Trotzdem prasselten von den Medien Schlagzeilen wie etwa „Deutschland stirbt aus“ hernieder und die Politik lässt den Quatsch bei einschlägigen Talkrunden immer wieder wiederholen. Arbeits- und Fachkräftenotstand, Ärztemangel, abgesunkene, knappe Rente...., so ein Ausschnitt des Horrorszenarios, das aus diesen Daten immer wieder zu geldwerten Ängsten aufgebaut wird und durch ständige Wiederholung plausibler werden soll. Dass die Daten dabei von der Versicherungswirtschaft unter Verwendung von selbst gestalteten Erwartungen und Tafeln vorgebracht werden, dass Wissenschaftler sich gewisser Informationen bedienen und anderer nicht, wird dabei gerne unterschlagen, erscheint aber mittlerweile trotz fehlender Transparenz weithin akzeptiert. Dabei sind solche „wissenschaftliche“ Festlegungen meist nur solange gültig, bis eine bessere Untersuchung an ihre Stelle tritt. Das heißt, solche „Erkenntnisse“ sind vorläufig (e Annahmen). Laut „offizieller“ amtlicher Statistik könnte ein heute geborener Junge etwa 86 Jahre alt werden. In den Sterbetafeln der Versicherungswirtschaft wird er jedoch 100, unter Umständen sogar 110 Jahre alt. Was ist, wenn die „natürliche“ Steigerung der Lebenserwartung so nicht weiter und an seine Stelle sozial sehr fragwürdige Verfahren der technisch-chemischen Steigerung von Lebenserwartung treten. Wieder so ein Faktor, den einfache Fortschreibungen von Verhältnissen nicht mit auf der Rechnung haben… alles Modelle, mehr oder weniger begründete Erwartungen….

Donnerstag, 9. Juni 2022

Valerie (47)

Er hörte auch viel professionelle Eitelkeit heraus. Sie fuhr sich auch ständig durch die Haare, auf eine Art, die ihm wie eine gekonnte Pose vorkam, vielleicht ein unbewusster Versuch, sich zu profilieren oder Unsicherheit zu überspielen. Allerdings musste er sich eingestehen, dass diese Geste auf ihn ihre Wirkung ausübte. Es wurde ihm plötzlich bewusst, dass sie diese Bewegung, seit er ihr näher gekommen war, schon öfters vollzogen hatte. Dies schien ja geradezu einen Teil ihrer Ausstrahlung auszumachen: Diese zerstreute Fahrigkeit, die in solcher Körpersprache zu liegen scheint... Auch lag in dieser Bewegung etwas Erotisches, etwas, was sicher nicht nur auf ihn so wirkte. Waren das so kleine Tricks, die sie wohlberechnend sich angewöhnt hatte? Er stellte fest, dass er vielleicht zu neugierig und zu anspruchsvoll sei, dass das am Ende wohl alles Scheinprobleme wären. Er aber hing der fixen Idee nach, Mensschen kennen lernen zu wollen und nicht die Rollen, die sie ausfüllten oder mehr oder weniger gekonnt spielten, - bewusst oder unbewusst. Manche Menschen faszinierten ihn. Gerade denen wollte er auf die Schliche kommen. Er aber fühlte sich zu unflexibel, zu unbeweglich, er ging die Sache wahrscheinlich zu direkt an.

Dienstag, 7. Juni 2022

Mitbestimmung

Was mir auffällt: Gewisse Politiker betonen in den einschlägigen Talkrunden fortwährend, dass sie es mit ihrem Einkommen vielleicht ärgerlich finden, wenn die Preise und Energiekosten so steigen. Dass sie sich es aber leisten könnten. Journalisten, Publizisten und Medienleute nicken dann meist verständnisvoll, was angesichts gewisser Honorare nachzuvollziehen ist….. Und…. - weiter wird über Preisanstieg diskutiert (betrifft ja „die Anderen“). Meines Erachtens liegt darin ein Element der gegenseitigen Entfremdung: Die einen können sich wegen tausend „Aufwandsentschädigungen“ auf Kosten des Steuerzahlers alles leisten, die anderen darben in einer ganz anderen Lebenswelt und haben die Folgen der (Nicht-)Handlungen der Politik auszubaden. Fragen, die sich mir in diesem Zusammenhang stellen: Müssen derartig hohe Diäten, Korruptionsgegebenheiten und steuerfreie Nebeneinkünfte für Abgeordnete bei einem Parlament sein, das gegenwärtig 735 Abgeordnete zählt? 2.) Ginge es abseits der fein eingeübten Rituale nicht auch um eine gewisse Nähe der Volksvertreter und denen, die sie zu vertreten vorgeben? 3.) Wie ist angesichts dessen ein halbwegs befriedigender Informationsfluss möglich? Einer der Urväter der Demokratie, Aristoteles, führte es vor. 4.) Könnte ein immer wieder diskutiertes Losverfahren in gewissen Entscheidungsgremien dem ganz allgemein und der Parteienherrschaft Grenzen setzen? Dass an dieser Stelle ein gewisser Modernisierungsbedarf herrscht, zeigen auch die stark zurück gegangenen Zahlen der Wahlbeteiligung. Ob traditionell aufgestellte Parteien noch Garant für eine Politik der ökonomischen und sozialen Stabilität, des Interessenausgleichs und der Freiheit? Ob die Strukturen mit der Zeit etwas zu verkrustet geworden sind? 5.) Zeigt nicht das "Schwarzbuch" des Steuerzahlerbunds zahlreiche Arroganzen der über Parteizugehörigkeiten besetzten Behördenstellen auf? Würde hier ein gewisser Rechtfertigungs- und Haftungszwang nicht etwas Abhilfe schaffen? Dürfen sich wirklich alle, die als Entscheider in dieser Gesellschaft eingesetzt sind durch Demokratie legitimiert fühlen?

Montag, 6. Juni 2022

Des Lebens Lauf

Nachts aufwachen und vor lauter Sorge nicht mehr einschlafen können. Sich für jetzt die definitive Planung vornehmen und nichts mehr verschieben. Man sieht für sich nicht mehr das Licht am Ende des Tunnels. Den Andern, ja, den Andern geht es ja so viel besser! Jetzt den Plan machen: „und es kommt anders, als man denkt…..“ (Dieses Zitat geht mir im Kopf herum, ist es von Wilhelm Busch?) Plötzlich überfallen einen finanzielle Forderungen, von denen man zuvor keine Ahnung hatte. Das hat natürlich Priorität und macht vieles andere zunichte. Aber: Anderen geht’s so viel schlechter, jetzt im Moment. Sind überfallen worden. Ich kann immerhin bis jetzt so einigermaßen vor mich hinvegetieren: Verrückte könnten auch mich überfallen. Oder weniger Verrückte. Wo sind wir dann? Im Tod? In einer völligen Passivität? Oder in einer anderen Realität? Mir ein entscheidendes Bein stellen. Das kann auch die Politik. Stellt mir Verfügungen zu, verwarnt mich, weil ich vermeintlich (kann mich überhaupt nicht mehr erinnern….) falsch geparkt habe? Wieso ich immer? Ich erfahre Behörden und Verwaltung als Gegner. Geholfen wurde mir dort nicht. Aber ich will leben. Durch alle Unwägbarkeiten hindurch…...

Sonntag, 5. Juni 2022

Trickle-Down (2)

Man beobachtet, wie eine „westliche“ Partei einen alten Trick offeriert: Man gibt sich als Volkspartei, bedenkt aber mit zu erwartenden Steuersenkungen nur eine reiche Minderheit, zum Nutzen und Frommen „der Wirtschaft“. Es soll Reichtum – nach dioeser Doktrin! - einsickern in die Gesellschaft, so lange, bis es sich schließlich auch für die Ärmsten der Armen positiv auswirkt. Dafür aber braucht es den Willen zur Leistung und – sehr wichtig! - die richtige Geschäftsidee. Dies baut auf die alte und leider auch zeitgebundene amerikanische Weisheit, nach der es jeder schaffen kann, wenn er nur fleißig genug ist (Fetisch „Leistung“) )(„Vom Tellerwäscher zum Millionär“). Wenn das nicht jetzt eintritt, dann später, denn die Weichen sind in die völlige Freiheit einer Marktwirtschaft gestellt. Auf diesen Traum vom reich Werden scheint man nicht so schnell verzichten zu wollen, wozu noch die Vorstellung kommt: Wenn es den Unternehmen und den Reichen gut geht, geht es dem ganzen Staat gut, es herrscht Wachstum. Trickle-Down-Theorie. Man ist vielleicht nicht reich, fühlt sich dem Reichtum jedoch nah. Aber: Vom trotz allem stattfindenden Wachstum der vergangenen zwanzig Jahre haben vor allem die Wohlhabenden profitiert. Die Reichen wurden umfangreich (u.a. Steuern) bedacht – obwohl sie sowieso ständig reicher werden. Selbstbetrug und Selbsttäuschung ist unter den nicht Wohlhabenden angesagt. Konkret zeigt sich das ja auch am Verhalten gewisser Politiker, die auf Vorwürfe mit dem Satz begegnen „Daran kann ich mich nicht erinnern“ und denen es so gelingt, auf diese Weise jedes Bedürfnis nach weiter gehender Information zu blockieren und keinerlei Verantwortung für eigenes Verhalten zu übernehmen. Man fühlt sich als Angehöriger einer bestimmten Schicht von Entscheidern, was einem als zementiert und allzeit gültig vorkommt.

Freitag, 3. Juni 2022

Empathie-Show

Ich lese über einen Vortrag zur Empathie und wie sie unser Zusammenleben besser machen könnte. Nun, das ist es in etwa, was ich auch in dem Blog „Reise durch Wirklichkeiten“ schon seit langer Zeit verdeutlichen wollte (und nicht erst jetzt, nachdem „Empathie“ eine Art Modewort geworden zu sein scheint). Natürlich steht hier eine „prominente“ Referentin im Vordergrund, die vielleicht in zwei Jahren über ein ganz anderes Modethema referieren wird und jetzt viel Geld mit ihren „Weisheiten“ verdient. Auf „schwierige Situationen Einfluss nehmen“, darum gehe es, so heißt es in der Ankündigung. Nur mit Empathie würden wir die Sichtweisen des anderen verstehen, so der Text. Damit könnten wir im richtigen Augenblick genau die richtige Lösung parat haben. Es gehe um „Begegnungsqualität“, „begeisterte Kunden“, „harmonische Teams“ ein „Wohlfühlklima unter Kollegen“ und „mehr Zwischenmenschlichkeit“. Ich finde, diese Formulierungen sind einigermaßen verräterisch und weisen stark darauf hin, dass es um eine Art Anwendungsorientiertheit innerhalb einer „Unternehmenskultur“ geht, vielleicht auch um die Erzeugung von Illusionen und raffinierten Lügen, was durch bessere Lenkung des Einzelnen letztlich der Gesamtproduktivität eines Unternehmens dienen soll. Um das gezielte Einsetzen einer Technik also zum Wohle eines Unternehmens. Dabei versuchten wir, Empathie stets sehr viel weiter zu fassen und damit unter anderem auch die verständnisvollere Berührung mit „anderen“ Kulturen anzudeuten. Der Austausch unter Menschen könnte somit vielleicht einfacher und freundlicher werden, wenn wir unserer Identität halbwegs gewiss sind und nicht unseriösen Hütchenspielern mit ihrem Abgrenzungswahn und Gewaltpotential aufsitzen.

Donnerstag, 2. Juni 2022

Sein

Ich wache auf, in Liebe und Dankbarkeit. Wer weiß, welche üblen Zeiten kommen! In Anbetracht dessen will ich einverstanden sein mit dem, was um mich herum passiert. Ich kann essen und trinken. Ob mich im nächsten Winter eine Wärme umfängt, wird sich heraus stellen. Ich gleite durch die Zeit und muss entdecken, dass ich älter geworden bin. Ja klar, das oft gehörte Klagelied. Jeder seine Version. Na klar, ich habe (sogar schwerwiegende!) Fehler gemacht. Das drückt! Trotzdem bin ich dankbar, dass ich da sein darf. So viele Menschen um mich herum waren plötzlich weg. Ich entdecke auch zunehmend, dass ich alleine bin. Ich hatte mir das einmal ausgedacht und zurecht gelegt, auch unter Einfluss von Denkern wie Hermann Hesse. Zudem: Ökologie und all das Zeugs. Wachstum? Ist den Leuten egal. Zu viele Leute auf dieser Erde? Das sind Dimensionen, in denen Wirklichkeit nicht staatt findet. Jetzt weiß ich aber: Kinder in die Welt setzen hatte seinen Grund. Unter anderem aus sozialen Gründen. Ich hingegen glaubte, mich darüber hinwegsetzen zu können. Es mir leisten zu können. Außerdem vertraute ich auf den Sozialstaat. Heute belasten mich unveränderliche Zeichen um mich herum. "Kinder" werden verherrlicht, was im staatlichen Maßstab auf der materiellen Ebene noch nicht so recht klappt. Der „Sozialstaat“ ist nur noch an zukünftigen Rentenzahlern interessiert. Ob ich das alles gerade heute noch akzeptieren kann? Versäumnisse bedrängen mich: Ich müsste, sollte, könnte….. auch habe ich massive Angst vor (staatlichen) Institutionen, die einem immer wieder mit irgendwelchen bürokratischen Anliegen und Fristsetzungen auf die Pelle rücken. Tolles Argument, dass es anderswo viel schlimmer ist. Die Musik? Ob ich dieses Kapitel beenden muss? Nach der Erfahrung einer krassen Ablehnung über Jahre hinweg fällt mir das leichter.

Mittwoch, 1. Juni 2022

Die Dämmerung (Alfred Lichtenstein)

Die Dämmerung Ein dicker Junge spielt mit einem Teich Der Wind hat sich in einem Raum gefangen Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich Als wäre ihm die Schminke ausgegangen. Auf lange Krücken schief herabgebückt Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt. Ein Pferdchen stolpert über eine Dame. An einem Fenster klebt ein fetter Mann Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen. Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an. Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen. Alfred Lichtenstein 1913