Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 5. Juni 2022

Trickle-Down (2)

Man beobachtet, wie eine „westliche“ Partei einen alten Trick offeriert: Man gibt sich als Volkspartei, bedenkt aber mit zu erwartenden Steuersenkungen nur eine reiche Minderheit, zum Nutzen und Frommen „der Wirtschaft“. Es soll Reichtum – nach dioeser Doktrin! - einsickern in die Gesellschaft, so lange, bis es sich schließlich auch für die Ärmsten der Armen positiv auswirkt. Dafür aber braucht es den Willen zur Leistung und – sehr wichtig! - die richtige Geschäftsidee. Dies baut auf die alte und leider auch zeitgebundene amerikanische Weisheit, nach der es jeder schaffen kann, wenn er nur fleißig genug ist (Fetisch „Leistung“) )(„Vom Tellerwäscher zum Millionär“). Wenn das nicht jetzt eintritt, dann später, denn die Weichen sind in die völlige Freiheit einer Marktwirtschaft gestellt. Auf diesen Traum vom reich Werden scheint man nicht so schnell verzichten zu wollen, wozu noch die Vorstellung kommt: Wenn es den Unternehmen und den Reichen gut geht, geht es dem ganzen Staat gut, es herrscht Wachstum. Trickle-Down-Theorie. Man ist vielleicht nicht reich, fühlt sich dem Reichtum jedoch nah. Aber: Vom trotz allem stattfindenden Wachstum der vergangenen zwanzig Jahre haben vor allem die Wohlhabenden profitiert. Die Reichen wurden umfangreich (u.a. Steuern) bedacht – obwohl sie sowieso ständig reicher werden. Selbstbetrug und Selbsttäuschung ist unter den nicht Wohlhabenden angesagt. Konkret zeigt sich das ja auch am Verhalten gewisser Politiker, die auf Vorwürfe mit dem Satz begegnen „Daran kann ich mich nicht erinnern“ und denen es so gelingt, auf diese Weise jedes Bedürfnis nach weiter gehender Information zu blockieren und keinerlei Verantwortung für eigenes Verhalten zu übernehmen. Man fühlt sich als Angehöriger einer bestimmten Schicht von Entscheidern, was einem als zementiert und allzeit gültig vorkommt.

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