Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 11. Juni 2022

Kinder kriegen (1)

Ich sammelte immer schon Argumente dafür, dass oder wieso jemand Kinder in die Welt setzt. Habe dazu auch, so weit es mir möglich ist, die Philosophie befragt. Ob es eine Sache des freien Willens ist, Kinder zu kriegen? Gerade heutzutage? Die idealistische Variante der Beantwortung dieser Frage lautet: heute hat man Kinder aus Freude, aus Liebe und um Werte weiter zu geben. Freilich drängt der Alltag in eine andere Richtung: Man will (ganz egoistisch!) seine Gene weiter geben und sich selbst im Nachwuchs sehen, man will Nachfolger, man will sich fortsetzen und auf indirekte Weise unsterblich werden. Man kann es sich leisten, man trägt die Verantwortung wie beiläufig und das Geld für die Ausbildung bringt man wie selbstverständlich auf (soziale Komponente). Insofern könnten Kinder auch als Statussymbol betrachtet werden, würden nicht derartig viele Kinder weitgehend unreflektiert in die Welt gesetzt werden, aus Trieb und Instinkt, vom Willen der Evolution beseelt, sich fortzupflanzen, auch aus hedonistischen Antrieben (Nichts Schöneres, als…..das Erlebnis meines Lebens...etc. = hedonistische Variante). Werden solchen irrationalen Faktoren wie Instinkt, Emotion oder Trieb nicht zunehmend Rechte an uns eingeräumt? Gilt da nicht eine gewisse Skepsis dem „Geist“ gegenüber? Schlug das gesellschaftliche Pendel nicht längst in diese „emotionale“ Richtung aus, nachdem zuvor allzusehr und zu optimistisch das Rationale und Veränderbare betont wurde? Außerdem kommt ja die Einschätzung ins Rutschen, dass Kinder auch durch den Fortschritt der Medizin ohne Zwang in die Welt gesetzt werden („freier Wille“) und – andererseits! - , der Einschätzung, dass wir vom Entwicklungsstand unserer Gesellschaft her von allen natürlichen und kulturellen Erfordernissen freigestellt seien. Wirklich? Ob es aber wirklich so ist, ob da auch unbewusste „unterirdische“ (von den Medien gesteuerte) Faktoren, von denen wir alltäglich beeinflusst sind, eine Rolle spielen? Inzwischen sind mir Zweifel am Entwicklungsstand unserer Gesellschaft gekommen. Man stellt sich quasi außerhalb, wenn man keine Kinder will, man gilt als karrieresüchtig und egoistisch. Aber es gilt ja die Frage: will man in diese in jeder Hinsicht versaute Welt seine Kinder entlassen?

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