Wir begegnen älteren Menschen, die in Pflege sind.
Die hilflos sind. Die leer geworden sind. Können wir uns da hineinversetzen
und uns selbst dahinter erkennen? Ist es so, dass in solchen Personen
ein ganzes Leben „gespeichert“ ist, dass sie gleichzeitig auch
die Person sind, die sie mal waren? Dass sie jetzt halt in einem
anderen Zustand sind, in den sie „das Leben“ befördert hat? Ob
es nicht so ist, dass alle anderen Personen fortwährend älter
werden und einem solchen Zustand entgegenstreben? Was ist der Tod?
Ist es das, dem man entgegenstrebt? Noch. Er soll im Schlaf kommen und
möglichst schmerzlos, das ist der oft geäußerte Wunsch. Ob aber
bis dahin irgendwann eine gewisse Bilanz erlaubt ist, in der man
feststellen kann, ob eine Existenz sinnvoll war? Oder ob das alles
unwiderbringlich vergangen ist und nur (wie es jetzt modisch
ist...) "der Augenblick zählt"? Ob's Alzheimer ist oder was anderes?
Eben erst gehört, dass immer weniger an Demenz/Alzheimer erkranken.
Dadurch aber, dass die Bevölkerung älter wird, bleibt der
Demenzanteil weitgehend gleich, es kommt nur später (wenn die
Menschen älter geworden sind...). Sie war eine stolze Frau, sehr
selbständig, hatte eine dezidierte politische Meinung und
diskutierte bei vielen Themen mit. Religiös war sie, hängte das
aber nicht heraus.
Jetzt aber ist es so: Nicht nur wir, sondern viele
Angehörige werden mit dem Siechtum der dementen Angehörigen nicht
fertig. Die Gesellschaft ist zwar sensibilisiert und sieht die
Alzheimer-Epidemie auf sich zurollen, sie kann darüber reden und
auch an der nötigen Empathie (siehe Einleitung...) für die
Betroffenen hapert es nicht. Aber ganz praktisch gesehen sind die
wenigsten Menschen tatsächlich vorbereitet. Jawohl, der Wechsel ins
Konkrete kann brutal sein. Es tritt womöglich alles sehr schnell ein
und verlangt einem Entscheidungen ab, für die man gar nicht genügend
informiert ist. Man stolpert und taumelt in etwas hinein,
Beratungsmöglichkeiten sind gut oder schlecht, viele Leute geben
„Tipps“, die sich am Ende gegenseitig widersprechen - im
schlimmsten Falle bringen sie jedoch gar nichts, gleich gar nicht in
dem Tempo, das einem abverlangt wird. Man war außen und ist jetzt
plötzlich selbst Handelnder, man ist mittendrin in einer anderen
Realität.
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