Und da soll man nicht pessimistisch werden? Es
breitet sich doch im Alltag immer mehr eine Kultur der
Rücksichtslosigkeit aus, die sich theoretisch auch gerne als
„marktkonforme“ Demokratie geriert und eine Umverteilung von
unten nach oben zu präferieren scheint... Da ist der drohende
Zerfall Europas, eines Kontinents, dessen sich die Europäische Union
in Brüssel mit ihren wohlfeilen Handelsstrukturen bemächtigt hat.
Ob es eine Reaktion darauf ist? Da ist nämlich die Rückkehr des
Nationalismus, die neue Salonfähigkeit des Rassismus, des Populismus
und des Protektionismus. Da sind die demokratisch gewählten
Despoten, die ihre Länder mit Einverständnis ihrer Wähler mit den
immergleichen Tricks („XXX“ zuerst!“ XXX ist ein Platzhalter
eine jeweilige Nation, hinzu kommt der vom jeweiligen Despoten
gehämmerte Glaubenssatz „Ich bin der Einzige und Wahre, ich bin
das Volk“, Egoismus und Narzissmus scheint für solche sich als
Leader verkaufende Figuren ohnehin eine reiche Quelle ihres
Selbstverständnisses) zu Diktaturen transformieren. Doch
„postheroische“ Regierungssysteme machen da gerne mit, solange
sie wirtschaftlich davon zu profitieren scheinen. Da ist der um sich
greifende Anti-Intellektualismus (auch der „Body Kult“ mit seinen
Erscheinungsformen), den die Intelektuellen selbst zu verantworten
haben mit einhergehender Legitimation der Ignoranz. Dass der
Siegeszug einer „political correctness“ mit unsäglichen
Denkverboten und Intoleranz zusammen geht, die offen geäußerte
Sehnsucht nach dem starken Führer, die grassierende Demagogie, der
moralische Bankrott der Wirtschaftseliten („die „Dieselkrise“
samt ihren Begleiterscheinungen ist da ein sehr anschauliches
Beispiel dafür), die sich benehmen wie die letzten
Gebrauchtwagenhändler (der sogenannte „Dieselgipfel“ war da ein
gutes Beispiel). Da werden beispielsweise „Sparpakete“ mit dem
Geld derjenigen finanziert, die wenig haben, zugunsten derjenigen,
die viel haben, da werden Steuerhinterzieher in tausend „Deals“
und „Scheindeals“ bevorteilt, da wird vorgegeben, „Steueroasen“
auszutrockenen, doch es werden immer mehr dieser „Länder“
bekannt: gerade auch in der EU sind ja wohl die Niederlande,
Luxemburg und Irland auch gut dabei!). Da ist die drohende nächste
Wirtschaftskrise, der die Zentralbanken nichts mehr entgegen zu
setzen haben, weil sie das Geld nicht mehr billiger als jetzt machen
können. Da wird es dann bald wieder ein „Bail out“ kommen, weil
gewisse Banken als „systemrelevant“ gelten, was automatisch zu
heißen scheint, dass der Steuerzahler für ihre Risiken finanziell
aufkommt: gegenwärtig scheint Italien mit seinem Bankensystem da ein
gutes Beispiel).
Da ist die sogenannte Freihandelspolitik, kombiniert
mit einem protektionistischen Subventionssystem, das die Millionen
Armen des Südens in den Norden treibt und diejenigen Staaten, die
einst als „Dritte Welt“ bezeichnet wurden, krass benachteiligt.
Da ist die Stagnation des Wirtschaftswachstums trotz digitaler
Revolution („Arbeitswelt 4.0“, der nächste Streich, einerseits
unmittelbar bevor stehend, andererseits diskutiert niemand darüber...
), die unüberlegte Gebrauch des Begriffs „Wachstum“ überhaupt,
wobei es ja wohl anerkanntermaßen unterschiedliches Wachstum gibt.
Da ist die Alternativlosigkeit des Kapitalismus („marktkonforme
Demokratie“), obwohl dieser zu einem immer steiler werdenden
Gefälle zwischen Arm und Reich führt, welches dem System selbst in
naher Zukunft sehr schaden wird. Da sind die vielen Leute ohne
jegliche Hoffnung auf eine Zukunft, - ein Problem, das man am
elegantesten wohl mit einem großen Angriffskrieg löst... Dieser
könnte ja jetzt trotz aller Abschwächungen bevor stehen, wenn sich
zwei widerliche Fettwänste gegenüber blutrünstig drohen und ihr
jeweiliges Volk samz Ablegern ohne Zögern verrecken lassen, - um ihm
genau das als Entschlossenheit und Härte zu verkaufen. Wie peinlich!
Die andere Seite einer solchen Haltung ergeht sich in Apeacemet oder
Diplomatie und glaubt, durch Geschwätz und Geld (wird auch gerne als
„wirtschaftlichen Druck“ bezeichnet) jemanden anderen von
irgendetwas abhalten zu können. Ob einen das alles pessimistisch
stimmen könnte? Ja klar, solche Erkenntnisse helfen auch niemandem.
Doch es hilft, die Realität so zu erkennen, wie sie womöglich ist.
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