Ein Kanzlerkandidat lässt sich von einer PR-Agentur
beraten. Die fragt per Umfrage: was assoziieren sie mit der SPD? Da
wird dann „Mind-mapping“ gemacht: Am häufigsten kommt dann wohl
das Wort „Gerechtigkeit“ vor. Das wird dann zum Wahlkampfthema
gemacht. Das heißt, es entstehen auf diese Weise Formeln, mit denen
man auf Marktforschungsweise versucht, ein Thema zu finden. Damit ist
klar, dass das dann ein ein Gegenwartsthema ist und nie ein
Zukunftsthema. Beispielsweise bei Willy Brandt dürften es keine
Marktforschungsinstitute gewesen sein, die Slogans wie „Mehr
Demokratie wagen“ angeregt haben. Das wurde damals an den
Hochschulen diskutiert, das wollten die Intellektuellen und viele
anderen.
Der Grundgedanke dabei wäre: ich höre in die
Gesellschaft rein, erkunde, bin dran und finde das Thema. Damit hängt
auch zusammen, dass es auch zu wenige Außenseiter gibt, die einmal
die Parteidisziplin hinter sich lassen könnten und der eigenen
Überzeugung Raum verschaffen wollen.
Heute ist es doch eher so: Wer abweicht (etwa mit dem
Willen zu größeren gesellschaftlichen Veränderungen), dem weht
aus seiner Partei und allen Medien ein ganz starker Gegenwind
entgegen. Es ist halt der sicherste Weg, immer geradeaus so wie alle
zu gehen, sich an den Mainstream halten. Das ist in allen Parteien
sehr verbreitet. Z.b. Schmidt und Schröder haben ihre Ideen gegen
ihre Partei durchgesetzt, mit der Folge, dass diese Partei danach
jeweils 10 % schwächer war als davor. Es war halt nicht, wie von der
SPD jetzt auf diese und jene Weise propagiert, früher nicht alles
besser, weshalb es gelte, alles wie früher einzurichten. Es war
vielmehr auch schon widersprüchlich. Im aktuellen CDU-Wahlprogramm,
das 73 Seiten hat, taucht das Thema „Migration“ zum ersten Mal
wohl auf Seite 63 auf. Das Thema „Digitalisierung“ gar taucht nur
unter dem Aspekt auf, dass die Wirtschaft flott gemacht werden muss,
damit sie den Anschluss nicht verpasst. Die Digitalisierung wird womöglich aber
millionenweise Arbeitsplätze kosten, es wird zudem ein
Fachkräftemangel herrschen, der bis zu 3 Millionen Leute betragen
kann. Es werden sehr viele Leute ihre Arbeit verlieren, die
anschließend aber nicht in der Pflege arbeiten werden. Man kann das
nämlich nicht rein statistisch managen und sagen, so viele Stellen
sind vakant und so viele Stellen und so viele fallen weg. Das sind ja
ungefähr gleich viel: das geht auf. Nein, so wird das nicht gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen