Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 13. September 2017

Bildungspolitik

Warum spielt Bildungspolitik in diesem deutschen Wahlkampf eine so untergeordnete Rolle? Die Gesellschaft entwickelt sich von einer klassischen Angestelltengesellschaft weg in Richtung auf etwas, wo es immer mehr Selbständige geben wird, die ihre Kraft auf einem sehr schwer überschaubaren Markt verkaufen müssen. Das ist eine andere Berufswelt. Heute noch herrscht der 9 Uhr bis 5 Uhr Job. Davon werden viele wegfallen und durch Roboter oder Computer ersetzt werden. Für eine solche Arbeitswelt müssen Kinder mit sehr viel Vitalität, Kreativität und Neugier befähigt werden. Da ist niemand mehr da, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Heute ist das so: wenn man eine bestimmte und klar definierte Pflicht erfüllt, wird man mit viel Geld oder in der Schule mit guten Noten belohnt. Das ist die Idee der Leistungsgesellschaft. Das Bildungssystem ist dafür gemacht.
Alles strebt inzwischen darauf zu, dass mehr „höhere“ Bildungsabschlüsse erreicht werden. „Wenn jeder Abitur hat, hat irgendwann keiner mehr Abitur“, sagte neulich ein kritischer Bildungspolitiker. Viele Bildunspolitiker von Amts wegen und Eltern scheinen zu glauben, dass der wahre Mensch erst mit dem Abitur beginne. Danach beginne dann die wahre Auseinandersetzung des Lebens. Die Bildungspolitiker von Amts wegen sonnen sich allzu gerne in hohen Abiturientenquoten. Inzwischen haben wir in Deutschland etwa seit 3 Jahren mehr Studienanfänger als Leute, die eine berufliche Bildung anfangen. Es können viele Schwerpunkte und Spezialisierungen gewählt werden: alles für die wirtschaftliche Verwendung. Das große Problem ist, dass wir, um Quoten zu steigern, Ansprüche herunter gesetzt haben. Plötzlich haben alle gute Noten oder auf Notenerteilung wurde ganz verzichtet. Wir haben zwar zusammen mit Österreich und der Schweiz die niedrigste Quote an arbeitslosen Jugendlichen. Das ist die Leistung des beruflichen Bildungswesens und nicht der hoher Abiturientenquoten. Noch gibt es das.

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