Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 15. September 2016

Dichter unseres Lebens

Ob es am Ende nicht eine grobe Fehleinschätzung und eine Art Sünde ist, eine „Alternativlosigkeit“ zu behaupten? Ob sich im Gegenteil dazu der Mensch nicht geradezu dadurch definiert, dass er Alternativen hat, dass er sich zwischen Möglichkeiten entscheiden kann, dass er sich und andere nach etwas wie dem rechten Weg fragen kann? Dass das für einen altmodischen und zu oft missbrauchten Begriff wie „Freiheit“ sehr wichtig ist? Ob es nicht zum Mensch sein gehört, dass man gerade in der Diskussion zu Antworten kommen kann, - für sich und andere? Im sachten Abwägen von Alternativen?
Alternativen? Zu was? Es ist ja nicht so, dass wir dem Leben Bedeutung geben dürften, sondern es ist das, was wir tun, wir machen es einfach, es geschieht. Wir geben dem, was wir vorfinden, einen Sinn. Es ist alles im Werden und unabgeschlossen. Es gibt deshalb keine absolute Wahrheit. Was ist der Wert der Natur? Wie gehen wir mit den Tieren um? Worin liegt die Würde des Menschen und wie können wir sie schützen? Wir brauchen neue Verknüpfungen darüber, was es heißt, unter solchen Verhältnissen Mensch zu sein. Es muss Platz sein für einen neuen Umgang mit der Sprache, der wieder Platz lässt für Zweideutigkeit und Poesie, der die Dinge und Menschen zum Leben erweckt, anstatt sie nur zu beziffern oder konsumierbar zu machen. Doch können wir wirklich etwas ändern? Was ist das? „Die da oben, die da unten“, „der kleine Mensch, das große System“? Alles wird immer teurer, effektiver, leistungsstärker, schlimmer... . Es funktioniert alles ökonomistisch, von seiner Verwertbarkeit geprägt. Wir müssen begreifen: …..wir selbst sind das System, wir sind die Gesellschaft. Und wir haben die Wahl zwischen Alternativen. Der Mensch ist das Tier, das die Wahl hat. Dass diese Wahl so vielen Menschen auf der Erde immer noch genommen wird, ändert nichts daran, dass es am Verhalten jedes einzelnen Menschen liegt, wie die Welt ist. Leben heißt wach zu sein, anwesend, mitfühlend, sich zwischen Hell und Dunkel zu unterscheiden. Wir sind die Welt und die Welt hat den Wert, den wir ihr geben. Wir sollten das Leben feiern, anstatt es immer mehr zu verwerten. Wir sollten der Dichter unseres Lebens sein, sagt Friedrich Nietzsche. 

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