Rinder ohne Hörer sind bereits geboren und erwachsen
vorhanden. Das hässlich blutige Geschäft der Enthornung entfällt
bei ihnen. Bauern jubeln. In Zukunft wären auch größere Rinder
denkbar, die mehr Kälber gebären, die gesünder sind und die nicht
das lästige Methangas in die Umwelt pusten. Das alles kann Crispr,
die Methode, mit der Gentechniker die Evolution in ihrem Sinne vom
Labor aus beeinflussen können und wollen. Sehr leicht zu handhaben,
profitträchtig und enorm effektiv: Crispr krempelt die Gentechnik
um. Das Erbgut aller Lebewesen lässt sich damit beliebig und sehr
gezielt beeinflussen, umbauen, umstrukturieren, neu anordnen. Diese
Wissenschaftler glauben auch, dass ihnen mithilfe von Crispr der
endgültige Sieg über Aids gelingen könnte, indem sie den
Genabschnitt, der die Informationen für die Andockstelle des
HIV-Virus im Menschen enthält, so manipulieren, dass er derjenigen
Variante gleicht, die bei den wenigen Glücklichen vorkommt, die von
Natur aus gegen HIV/Aids immun sind. Kunststück. Auch könnten sämtliche
erblichen Krebserkrankungen so wie alle anderen Krankheiten, die
eindeutige genetische Ursachen haben - Sichelzellenanämie etwa,
Bluterkrankheit oder Chorea Huntington -, bezwungen werden, indem die
tickende Zeitbombe, die der Betroffene in seinem Erbgut herumträgt,
einfach ausgeschaltet wird. Weg.
Die Gentechnik, ein Wunderhorn? Zauberei? Schöne
neue Welt? Bei Nahrungsmitteln könnte man ja noch einwenden, dass es
eine ganz erhebliche Verteilungsproblematik gibt, die die Ernährung
der gesamten Weltbevölkerung (noch immer hungern rund 1 Milliarde Menschen)
aus gewissen Interessen von Industrieländern und deren Konzerne unmöglich
macht. Typisch für die Wissenschaft jedoch ist, dass sie schnelle
technische Lösungen für soziale Probleme anbietet. Der scheinbar direkte Weg. Keine Frage
jedenfalls ist, das jemand, der nicht genug zum Essen hat, in einer
völlig anderen Wirklichkeit als die Satten Vielverdiener leben muss.
Er ist bis zu seinem schäbdigen Tod vor allem zur Deckung seiner
Grundbedürfnisse unterwegs.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen