Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 20. September 2016

Gentechnik Crispr (1)

Rinder ohne Hörer sind bereits geboren und erwachsen vorhanden. Das hässlich blutige Geschäft der Enthornung entfällt bei ihnen. Bauern jubeln. In Zukunft wären auch größere Rinder denkbar, die mehr Kälber gebären, die gesünder sind und die nicht das lästige Methangas in die Umwelt pusten. Das alles kann Crispr, die Methode, mit der Gentechniker die Evolution in ihrem Sinne vom Labor aus beeinflussen können und wollen. Sehr leicht zu handhaben, profitträchtig und enorm effektiv: Crispr krempelt die Gentechnik um. Das Erbgut aller Lebewesen lässt sich damit beliebig und sehr gezielt beeinflussen, umbauen, umstrukturieren, neu anordnen. Diese Wissenschaftler glauben auch, dass ihnen mithilfe von Crispr der endgültige Sieg über Aids gelingen könnte, indem sie den Genabschnitt, der die Informationen für die Andockstelle des HIV-Virus im Menschen enthält, so manipulieren, dass er derjenigen Variante gleicht, die bei den wenigen Glücklichen vorkommt, die von Natur aus gegen HIV/Aids immun sind. Kunststück. Auch könnten sämtliche erblichen Krebserkrankungen so wie alle anderen Krankheiten, die eindeutige genetische Ursachen haben - Sichelzellenanämie etwa, Bluterkrankheit oder Chorea Huntington -, bezwungen werden, indem die tickende Zeitbombe, die der Betroffene in seinem Erbgut herumträgt, einfach ausgeschaltet wird. Weg.
Die Gentechnik, ein Wunderhorn? Zauberei? Schöne neue Welt? Bei Nahrungsmitteln könnte man ja noch einwenden, dass es eine ganz erhebliche Verteilungsproblematik gibt, die die Ernährung der gesamten Weltbevölkerung (noch immer hungern rund 1 Milliarde Menschen) aus gewissen Interessen von Industrieländern und deren Konzerne unmöglich macht. Typisch für die Wissenschaft jedoch ist, dass sie schnelle technische Lösungen für soziale Probleme anbietet. Der scheinbar direkte Weg. Keine Frage jedenfalls ist, das jemand, der nicht genug zum Essen hat, in einer völlig anderen Wirklichkeit als die Satten Vielverdiener leben muss. Er ist bis zu seinem schäbdigen Tod vor allem zur Deckung seiner Grundbedürfnisse unterwegs.  

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