Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 18. September 2016

Foto, Spiegel, Erinnerung, Zeit

Aus dem Buch „Lichtbilder“ über den russischen Regisseur Andrej Tarkovskij (2004): „(Als) unmittelbarer Spiegel der Erinnerung, setzt jede Fotografie eine unbewegliche Spur dessen, was war, den fixen Abdruck von etwas, das nicht mehr so ist wie zuvor, das stumme Leichentuch eines Menschen, der für immer aus unserem Gesichtskreis verschwunden ist. Und als schierer Akt des Erinnerns scheint die Photographie auf einzigartige Weise das Verschwinden und den Tod zu bezeugen – der Menschen ebenso wie der Gefühle, die uns mit ihnen verbinden, der Dinge ebenso wie der Orte, denen sie zugehören...“
So gesehen ist der Akt des Erinnerns das Registrieren einer unserem Bewusstsein durch die äußere Realität aufgenötigten Gegebenheit, entsprechend der inneren Logik der Notwendigkeit, den unentrinnbaren Gesetzen der Natur oder auch jenem euklidischen Mechanismus von Ursache und Wirkung, der die Geschichte des Menschen in der Form der Tragödie strukturiert und bestimmt. Der Künstler muss, wie Tarkovskij sagt, in der Lage sein, „über die Grenzen der linearen Logik hinaus zu gehen und das besondere Wesen der subtilen Bezüge und geheimsten Phänomene des Lebens, dessen Komplexität und Wahrheit wiederzugeben“. 

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