Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 12. September 2016

Härte der Realität

Nick Cave spielte seit den achtziger Jahren viel mit dem Schwarzen, dem Nekrophilen. Der schwarze scharf geschnittene Anzug, die über bleichem Antlitz zurück gekämmten Haare: es gehörte zu seiner Marke. Nachdem sich der australische Rocksänger zu Anfang als drogenverschlingender Wüterich profiliert und wilde Jahre in Berlin zugebracht hatte, bog er zunehmend in ruhiges Fahrwasser ein, pflegte das Familienleben, schrieb Romane, verrichtete tägliche Arbeit im Studio und lieferte von der Kritik hochgelobte Alben ab. Ein Video mit der Landsfrau Kylie Minogue als Wasserleiche im Jahr 1996 „Where the Wild Roses grow“ wurde ein Hit.
Doch nun hat ihn die Wirklichkeit ganz persönlich berührt: Am 14. Juli 2015 starb sein Sohn Arthur an den Folgen des Sturzes von einer Klippe bei Brighton. Eine solche Realität ist etwas anderes als das pure Spiel damit, verbunden mit der postmodern dekadenten Koketterie als Dandy, die im Drogenrausch die Nähe zum Tod feiert. Es bedeutet, dass selbst ein von den Kulturmenschen hochgefeiertes „Genie“ wie Nick Cave mit der Härte und dem endgültig Unumstößlichen des Seins in Berührung kommen kann. Er hat natürlich darüber eine Platte gemacht, hat den Schmerz in Songs zu verarbeiten versucht: In den knapp 40 Minuten des eben erschienen Albums „Skeleton Tree“ ist das in nahezu jeder Zeile und Note zu spüren. Das scheinbar Intime und Private hat er nach außen gekehrt, - und alle seine Fans weinen mit. Dabei schlägt das Schicksal in dieser Welt jeden Tag und jeden Moment auf mannigfache Weise zu, - beileibe nicht nur bei Luxusmenschen. Der Krieg in Syrien ist da nur ein einzelnes Beispiel......

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