Ich
schalte heute morgen den Fernseher an, in dem gerade der Wirtschaftsminister sich
und die Wirtschaftspolitik der Regierung vor dem Parlament lobt. Er
behauptet mit triumphierendem Lächeln, dass es Deutschland nie so
gut gegangen sei (ob ich das zum ersten Mal höre?) wie heute und
dass prekäre Beschäftigung zugunsten solider
sozialversicherungspflichtiger Arbeit zurück gedrängt worden sei.
Ich schaue und höre mir diesen Einstieg an, verliere aber dann das
Interesse und schalte ab. Die Phrasen sind mir durchaus geläufig.
Typisch Spezialdemokraten. Dann schaue ich ins Internet und muss die
Schlagzeile über einer dpa-Meldung lesen „Zahl der Leiharbeiter
auf neuem Höchststand“. Ja was nun? Wer erhebt welche Zahlen? „In
Deutschland gibt es immer mehr Leiharbeiter. 961 000 Menschen waren
im vergangenen Jahr als Leih- und Zeitarbeiter beschäftigt. Zu
deutlich niedrigeren Löhnen als regulär Beschäftigte." Im Jahr 2014
seien es noch 50000 weniger gewesen.
Ich
lese weiter: "Im Jahr 2014 seien es noch rund 50.000 Leih- oder
Zeitarbeiter weniger als 2015. In den Jahren davor schwankten die
Zahlen zwischen 610.000 und 910.000. Ihr mittleres Bruttogehalt lag
nach den jüngsten Zahlen bei 1700 Euro - und somit deutlich unter
dem Gehalt anderer Beschäftigter. "Im Vergleich dazu lag das
Medianentgelt bei allen sozialversicherungspflichtig
Vollzeitbeschäftigten bei 2960 Euro", so die Regierung auf eine
entsprechende Anfrage der Linken." Es geht sodann um einen neuen
Gesetzesentwurf der Spezialdemokraten, der nun wirklich jetzt endlich
alles besser machen soll. Der Entwurf sieht vor, dass Leih- oder
Zeitarbeitnehmer künftig nach neun Monaten genauso wie die
Stammbelegschaften bezahlt werden. Sie sollen längstens 18 Monate in
demselben Betrieb arbeiten dürfen, ohne von diesem übernommen zu
werden. Abweichungen per Tarifvertrag sollen möglich bleiben, auch
für nicht tarifgebundene Unternehmen der betreffenden Branche.
(Ach!, so denke ich....). "Doch nur jedes vierte Leiharbeitsverhältnis
besteht neun Monate oder länger. 15 Prozent dauern 15 Monate, 12
Prozent über 18 Monate." Das Gespräch mit einer Bekannten, die leidvolle Erfahrungen mit einer Leiharbeitsfirma machen musste, hat das schon
tausendmal bestätigt. Sie wollte übrigens einer Initiative der Gewerkschaften beitreten, die sich gegen Leiharbeit richtete. Das sei nur möglich, wenn sie Gewerkschaftsbeitrag bezahle, so die telefonische Auskunft dazu. Da sie aber so wenig verdiente, dass sie auch das nicht leisten konnte, vderzichtete sie lieber. Ob sich hier eine Front auftut zwischen Arbeitsplatzbesitzern in regulären Arbeitsverhältnissen und prekär Beschäftigten? Wo sich wohl die Gewerkschaft da positioniert? Die Unternehmen entziehen sich immer neuen Gesetzgebungen durch allerlei Tricks und die jeweilige Regierung schaut nicht so genau hin. Wer 6 Monate beschäftigt ist,
wird halt gefeuert und danach gleich wieder eingestellt. Schon ist das geregelt und absolut legal. Wie lange er
dann wohl beschäftigt ist, der Leiharbeiter (meine Bekannte spricht von "Sklave"?) ? Mir scheint, dass nicht nur hier gigantische Lügen
am Werke sind, von Leuten, die keine Ahnung von der Arbeitswelt
haben.
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