Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 9. Juli 2018

Bildung

Mich regt allmählich dieser dauernd zu hörende Spruch massiv auf, Bildung sei in unserer Gesellschaft der Schlüssel zu sozialem Aufstieg und zu immerwährendem sozialem Glück. Ich persönlich habe mein Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie abgeschlossen. Ich hatte und habe keinerlei Chance, dies in den Formen der üblichen Lohnarbeit auszuüben, zu praktizieren oder gar zu eigener Selbstverwirklichung zu formen. Für mich, - und ich kenne genügend Leute, denen es mit ähnlicher Bildung ähnlich erging, - war dies keinerlei sozialer Schlüssel. Bei einigen dieser „Arbeitslosen“ läuft das auf Langzeitarbeitslosigkeit hinaus und auf viel freie Zeit. Sie haben somit die Möglichkeit, ihre humanistische Bildung zu vervollkommnen. Bildung ist heutzutage halt kein Garant mehr für sozialen Aufstieg, ja nicht einmal dafür, dauerhaft zur Mittelschicht zu gehören.
Das Bild der Arbeitslosen, das viele Menschen haben, ist menschenverachtend und in vielen Fällen falsch. „Selbst schuld“, so die oft gehörte Einstellung. Auch Intellektuelle und Wissenschaftler, Vertreter der geistigen Elite, gelten bei der Agentur für Arbeit als „die Bildungsprekarier“.
Es sollte endlich die Ehrlichkeit einkehren, zu behauptem, dass es bei der ständig geforderten „Bildung“ um eine bestimmte Form der Bildung geht. Und zwar geht es in sehr rigider Form um solche Bildung. Es sollte klar sein, dass es um aufstiegsbezogene Bildung geht. Welche sozialen Kanäle zum gesellschaftlichen Aufstieg führen (führten), dürfte klar sein. Außerdem hat sich längst die Größe „Erfolg“ anstelle des Parameters „Leistung“ in das gesellschaftliche Bewertungssystem eingeschlichen. Es gilt bei möglichst geringem Aufwand möglichst viel zu verdienen. Welche Berufe dafür in Frage kommen, dürfte auch klar sein.

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