Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 31. Juli 2018

Island in the Sun

Mallorca? Ibiza? Hawaii? Tahiti? Bora-Bora? Die Insel scheint das Überschaubare im Gegensatz zur Komplexität des modernen Alltags zu sein. Sind Inseln eigentlich isolierte Orte? Für Einsamkeit scheinen sie immerhin zu stehen. So manches in unserer Wahrnehmung scheint darauf zu weisen. Es geht ja unter anderem die Redewendung von der „einsamen Insel“, auf die man irgendetwas mitnehme.... Wir könnten uns dort verankern, uns vergewissern, so die Vermutung. Dies scheint einem krassen Bedürfnis von vielen zu entsprechen, denn wer wir sind, ist zu keinem Zeitpunkt sicher. Inseln sind im Bewusstsein Orte der Sehnsucht, sie sind Fluchtpunkte, widersprüchliche Orte voll Schönheit und Schrecken. Wir träumen uns dort hin und verschieben diesen Traum dann doch wieder. Unser blauer Plant ist ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt, was psychologisch gesehen der Lage des Unbewussten entsprechen könnte. Inseln wären dann das Ich, das sich abhebt vor solchen weiten und unbekannten Sphären des Ungewissen, das sich auch ständig vor Erosion und Unterspülung wehren muss. Inseln boten sich zudem als das Überschaubare und Abgeschlossene an, als eine Art Mikrokosmos, der die unüberschaubare große Welt auf eine kleines Stück Land zu konzentrieren. Im alten Ägypten war die Vorstellung der „Insel des Aufflammens“ mit dem Bild der Lotosknospe verknüpft, aus welcher der Sonnengott Horus emporstieg. 
Mehr in der Neuzeit trat der „Inselheld“ auf den Plan: Daniel Defoes „Robinson“ mag dafür geradezu beispielgebend stehen. Er gab dem aufstrebenden Bürgertum ein gutes Beispiel, wie man aus einer öden Insel ein gutbürgerliches Haus mit Garten macht (wobei die Insel stets als „einsame“ Insel gedacht wurde). Nicht von ungefähr wurde Tahiti 1767 und 1768 innerhalb eines Jahres gleich drei mal „entdeckt“ und öffentlichkeitswirksam als Sinnbild des paradiesischen Naturzustands ausgerufen. Mithin galten Inseln ja als Abbild dieses Naturzustands, der freilich mit den menschlichen Mitteln zu überwinden war, der zu kultivieren, missionieren und zu bearbeiten war. Die Romantik bewirkte dann, dass die Insel vom Verhängnis zur Verlockung wurde und dem von der Zivilisation verdorbenen Europäer die Rückkehr zu einem „Naturzustand“ erlaubte. Hm, doch letztenendes scheint die Insel dem Menschen eine Rückkehr zu sich selbst zu erlauben (ein Mythos, auf den auch moderne TV-Sendungen bauten...).

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