Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 14. Juli 2018

Arbeitswelt heute, - oder gestern?

Der Bundespräsident soll gegen das bedingungslose Grundeinkommen sein. Soso. Der wollte auch unbedingt die Große Koalition und gibt einen rechtschaffenen Grußaugust. Was mir aber immer noch im Gedächtnis hallt, ist das Interview eines hohen katholischen Würdenträgers, der dies bedingungslose Grundeinkommen deswegen ablehnte, weil er die Arbeit für eine Voraussetzung und der „Grundkonstitution“ für die Selbstverwirklichung des Menschen hielt. Wie weit dies Berührungspunkte mit der Realität der meisten Menschen hat, darüber mag man sich sein Urteil selbst bilden. Ob er jemals in Berührung mit der Welt der Akkord- oder Leiharbeiter gekommen ist, weiß ich auch nicht. Doch noch immer ist es ungebrochen so, dass der gesamte Selbstwert und auch die sozialen Sicherungssysteme auf dem Fetisch der Arbeit im Erwerbsarbeitsleben beruhen. Dass die womöglich nahe Zukunft da Umbrüche bringen wird, scheint klar und wird von den Arbeitgebern sogar als „Arbeitswelt 4.0“ bejubelt. Dass also Roboter und die Digitalisierung dafür sorgen werden, dass schlicht keine oder deutlich weniger Arbeit zur Verfügung stehen wird, scheint in seinem Erkenntnisprozess nicht vorzukommen. 
Dass die Technik in diesem Sinne Selbstzweck wäre, scheint ihm nicht gerade diskutabel. Genausowenig, wie die Frage, ob nur der Beruf einem Leben Sinn zu verliehen mag. Die Polarisierung der Gesellschaft und deren Konsequenzen scheint in sein Blickfeld darüber hinaus auch noch nicht geraten zu sein. Ob die sogenannte „Digitalisierung“ diese Prozesse noch weiter forciert? Ob der Würdenträger den weithin akzeptierten Begriff des Wachstums auch einmal gründlich hinterfragen sollte? Sein Oberhirte in Rom hat es ihm durchaus schon vorgemacht.

2 Kommentare:

  1. Und sind kranke Menschen,die nicht arbeiten können,wertlos?

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  2. Auf gar keinen Fall! Es gibt auch andere "Wertsysteme" als das, was von dieser ökonomisch orientierten Gesellschaft abgesegnet ist...

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