Anlässlich
dieses NATO-Gipfels wird wieder sinnfällig, wie sehr sich die
jeweiligen Protagonisten als Elite ihres Landes verstehen, wie sehr
sie sich darin sonnen. Große Flaggen sind da immer angesagt. Große
Sprüche auch. Die gehören offenbar dazu. Politiker inszenieren sich
gern ähnlich wie Popstars als Alleskönner, während sie
gleichzeitig in ihren Reden die Figur des "kleinen Mannes"
bemühen, der sich von ihnen vertreten fühlen soll. Großverdiener
und Korruptionsprofiteuere ohnegleichen schaffen es mittels
populistischer Tricks, sich als Identifikationsfläche des Redneck
anzubieten. Alles scheint darauf abzuzielen, das Heil in diesen
scheinbaren Alleskönnern zu finden. Zur Figur des charismatischen
Herrschers gehört auch immer der Gedanke der Entscheidungsfreude. Wo
Parlamentarismus von Autokraten gerne als handlungsunfähig
dargestellt wird, soll eine autoritäre Entscheidung (wie „in der
Wirtschaft“!) herbeigezogen werden. Sie verspricht angesichts
komplexer Entscheidungsprozesse und korruptiver Vorgänge in
parlamentarischen Demokratien eine übersichtlich schnelle
Entscheidungsfindung. Typisch für all diese autoritären Figuren
scheint es mir, dass sie sich auf demokratischem Weg etablieren
(wie einst ein deutscher Führer) und auf diese Weise gerne auf ihre
Legitimation verweisen. Da die von Parlamenten in einem
demokratischen Prozess gewählten Politiker (innen) gerne
nichtssagende Sprechblasen produzieren, die oft und bestenfalls dem
Weg zu einem Kompromiss (vielbeschworen!) entsprechen, scheinen sie
sich in besonderer Weise dazu ermuntert zu fühlen, mit „klaren
Worten“ (die meist nicht der unübersichtlichen und komplexen
Realität enstprechen) zusätzliche Attraktivität anzuziehen.
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