Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 12. Juli 2018

Populistische Autokraten treffen sich

Anlässlich dieses NATO-Gipfels wird wieder sinnfällig, wie sehr sich die jeweiligen Protagonisten als Elite ihres Landes verstehen, wie sehr sie sich darin sonnen. Große Flaggen sind da immer angesagt. Große Sprüche auch. Die gehören offenbar dazu. Politiker inszenieren sich gern ähnlich wie Popstars als Alleskönner, während sie gleichzeitig in ihren Reden die Figur des "kleinen Mannes" bemühen, der sich von ihnen vertreten fühlen soll. Großverdiener und Korruptionsprofiteuere ohnegleichen schaffen es mittels populistischer Tricks, sich als Identifikationsfläche des Redneck anzubieten. Alles scheint darauf abzuzielen, das Heil in diesen scheinbaren Alleskönnern zu finden. Zur Figur des charismatischen Herrschers gehört auch immer der Gedanke der Entscheidungsfreude. Wo Parlamentarismus von Autokraten gerne als handlungsunfähig dargestellt wird, soll eine autoritäre Entscheidung (wie „in der Wirtschaft“!) herbeigezogen werden. Sie verspricht angesichts komplexer Entscheidungsprozesse und korruptiver Vorgänge in parlamentarischen Demokratien eine übersichtlich schnelle Entscheidungsfindung. Typisch für all diese autoritären Figuren scheint es mir, dass sie sich auf demokratischem Weg etablieren (wie einst ein deutscher Führer) und auf diese Weise gerne auf ihre Legitimation verweisen. Da die von Parlamenten in einem demokratischen Prozess gewählten Politiker (innen) gerne nichtssagende Sprechblasen produzieren, die oft und bestenfalls dem Weg zu einem Kompromiss (vielbeschworen!) entsprechen, scheinen sie sich in besonderer Weise dazu ermuntert zu fühlen, mit „klaren Worten“ (die meist nicht der unübersichtlichen und komplexen Realität enstprechen) zusätzliche Attraktivität anzuziehen.

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