Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 30. Januar 2020

Meditation und spirituelle Suche im Netz

Natürlich schleppt der moderne Mensch eine Art „spirituelles“ oder „religiöses“ Anliegen mit sich herum. Die ausschließliche Jagd nach Geld scheint ihn nicht ausfüllen zu können, scheint nur einer von vielen Dimensionen an ihm zu entsprechen. Der Markt der spirituellen Bewusstseinswaren wird also diesem Bedürfnis nachgehend immer größer. Der neueste Trend scheint spirituelle Erleuchtung per Internet zu sein. Hier einen Kurs zu buchen, sich eines Coachings zu unterziehen oder sich per Skype unterweisen zu lassen, kann offenbar viel Kohle bringen. Dabei scheint es darum zu gehen, sich selbst als Medium darzustellen, das offen ist für allerlei spirituelle Erfahrung. „Inspiration“ liefern, Menschen einen Kick in Richtung anderer Bewusstseinsebenen zu geben, das kann neben der guten alten Guru-Funktion, die Menschen zur Orientierung zu brauchen scheinen, ein gutes Geschäft sein. 
Sensibel scheinen solche „Medien“ oft dadurch geworden zu sein, indem sie selbst trainiert oder „gecoacht“ wurden. So machen Jünger ihre Jünger selbst vervielfältigen ihre Ansichten, indem sie ein Bedürfnis ihrer Mitmenschen befriedigen. Es gilt für alle, „Wege in die Spiritualität“ zu weisen. Kam es Leuten wie mir immer so vor, als sei dies etwas höchst Individuelles, so scheint es den „Seelentröstern“ des Internet darum zu gehen, ihre Aussagen möglichst so breit multiplizieren zu können, sie so sehr zu einem gut verkäuflichen Artikel des Seelenlebens zu machen, dass das Ergebnis manchmal etwas unpersönlich und austauschbar erscheint. Manchmal winken dabei Karrieren, die Erstaunen auslösen. Bücher schreiben und verkaufen, daraus Hörbücher erstellen, etwas im Hörer auslösen, vor allem etwas Kollektives bei Massenveranstaltungen, den großen Beeinflusser und Vorausgeher mit dem ganzen Instrumentarium der Suggestion zu geben, das gehört eigentlich zum Rüstzeug eines jeden „spirituellen“ Bewusstseinsarbeiters, früher und heute. Für Skepsis oder Kritik bleibt da wenig Raum, es gilt vielmehr das widerspruchsfreie „ergriffen“ sein auslösen und verstärken und mitmachen in einem kollektiven Taumel, dem gerne ein quasi meditativen Anstrich gegeben wird, in dem der Eindruck vermittelt wird, man sei mit dem verbunden, was den Menschen so recht eigentlich ausmacht.
 „Positives Denken“ ist einer der Inhalte, die in diesem Zusammenhang immer wieder gepredigt werden. Spiritualität online verfügbar machen, das würde den zeitgeistigen Schritt in eine massenhafte Verwertbarkeit aufzeigen und sie in größer Breite zu teilen. Selbsthilfe im Netz mag Millionenumsätze generieren. Der Welt etwas von einer anderen Wirklichkeit erzählen, mag nicht nur einen Drang zur massenhaften Verbreitung, sondern auch zu einer maximalen Verkäuflichkeit erzeugen. Ziel: Das sollen alle wissen! (und dafür zahlen). Dass dadurch allerlei Oberflächlichkeiten Tür und Tor geöffnet sind, mag geradezu folgerichtig erscheinen....Wow!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen