An die Ruhe
Vom Gruß des Hahns, vom Sichelgetön erweckt,Gelobt' ich dir, Beglückerin! Lobgesang,Und siehe da, am heitern MittagSchläget sie mir, der Begeistrung Stunde.Erquicklich, wie die heimische RuhebankIm fernen Schlachtgetümmel dem Krieger deucht,Wenn die zerfleischten Arme sinken,Und der geschmetterte Stahl im Blut liegt -So bist du, Ruhe! freundliche Trösterin!Du schenkest Riesenkraft dem Verachteten;Er höhnet Dominiksgesichtern,Höhnet der zischenden Natterzunge.Im Veilchental, vom dämmernden Hain umbraust,Entschlummert er, von süßen Begeist'rungenDer Zukunft trunken, von der UnschuldSpielen im flatternden Flügelkleide.Da weiht der Ruhe Zauber den Schlummernden,Mit Mut zu schwingen im Labyrinth sein Licht'Die Fahne rasch voranzutragen,Wo sich der Dünkel entgegenstemmet.Auf springt er, wandelt ernster den Bach hinabNach seiner Hütte. Siehe! das Götterwerk,Es keimet in der großen Seele.Wieder ein Lenz, - und es ist vollendet.An jener Stätte bauet der HerrlicheDir, gottgesandte Ruhe! den Dankaltar.Dort harrt er, wonnelächlend, wie dieScheidende Sonne, des längern Schlummers.Denn sieh, es wallt der Enkel zu seinem Grab,Voll hohen Schauers, wie zu des Weisen Grab,Des Herrlichen, der, von der PappelSäuseln umweht, auf der Insel schlummert.
(von Friedrich Hölderlin, 1770-1843)
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