Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 20. Januar 2020

Zeit (1)


Das Thema „Zeit“ betrifft uns früher oder später alle. Wir leben das, wir erfahren das alltäglich. Doch was ist Zeit? Ich unternehme mal wieder den Versuch, mich diesem Phänomen anzunähern. Ich „komme von außen“, führe Fakten auf, Ansichten, Einschätzungen und Meinungen. Und doch entwischt mir das Phänomen immer wieder. Ich merke, wie alles doch nur eine Annäherung zu sein scheint. Alles. In vielen kulturellen Systemen und Religionen wird Zeit in Zyklen gemessen: Das Ende, der Beginn eines Zyklus geben eine Marke vor. Die Welt wird also immer wieder von Neuem erschaffen, die Zeit beginnt immer wieder neu. Die Mitteleuropäer und Nordamerikaner sind sehr stark an der Uhrzeit orientiert, d.h. wir sind Uhrzeitgesellschaften und organisieren uns rund um die Uhrzeit. Das tun andere Kulturen nicht in diesem absoluten Maße. Zum Beispiel orientieren sich in Afrika, Südamerika oder Asien gibt es Kulturen, die sich nach kosmischen Zeiten orientieren. Oder auch nach den Erfordernissen des Alltags, wie zum Beispiel der Versorgung des Viehs, nach dem Weidegang oder nach dem Melken: Zeit kann nach sehr unterschiedlichen Formen organisiert werden. Das zieht unterschiedliche Vorstellungen von Pünktlichkeit nach sich, wobei Pünktlichkeit ohnehin eine Erfindung der Uhrzeitgesellschaft zu sein scheint. Ohne Uhr gibt es keine Pünktlichkeit. Systeme der Mechanik und Elektronik bestimmen den Takt des Lebens, ausgedacht von Astronomen, Technikern und Mathematikern, angeordnet von Priestern, Gesetzgebern und Machthabern. Die Geschichte der Zeitmessung ist insofern die Geschichte einer Zivilisation.

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