Das Thema „Zeit“ betrifft
uns früher oder später alle. Wir leben das, wir erfahren das
alltäglich. Doch was ist Zeit? Ich unternehme mal wieder den
Versuch, mich diesem Phänomen anzunähern. Ich „komme von außen“,
führe Fakten auf, Ansichten, Einschätzungen und Meinungen. Und doch
entwischt mir das Phänomen immer wieder. Ich merke, wie alles doch
nur eine Annäherung zu sein scheint. Alles. In vielen kulturellen
Systemen und Religionen wird Zeit in Zyklen gemessen: Das Ende, der
Beginn eines Zyklus geben eine Marke vor. Die Welt wird also immer
wieder von Neuem erschaffen, die Zeit beginnt immer wieder neu. Die Mitteleuropäer und Nordamerikaner sind sehr stark an der Uhrzeit
orientiert, d.h. wir sind Uhrzeitgesellschaften und organisieren uns
rund um die Uhrzeit. Das tun andere Kulturen nicht in diesem
absoluten Maße. Zum Beispiel orientieren sich in Afrika, Südamerika
oder Asien gibt es Kulturen, die sich nach kosmischen Zeiten
orientieren. Oder auch nach den Erfordernissen des Alltags, wie zum
Beispiel der Versorgung des Viehs, nach dem Weidegang oder nach dem
Melken: Zeit kann nach sehr unterschiedlichen Formen organisiert
werden. Das zieht unterschiedliche Vorstellungen von Pünktlichkeit
nach sich, wobei Pünktlichkeit ohnehin eine Erfindung der
Uhrzeitgesellschaft zu sein scheint. Ohne Uhr gibt es keine
Pünktlichkeit. Systeme der Mechanik und Elektronik bestimmen den
Takt des Lebens, ausgedacht von Astronomen, Technikern und
Mathematikern, angeordnet von Priestern, Gesetzgebern und
Machthabern. Die Geschichte der Zeitmessung ist insofern die
Geschichte einer Zivilisation.
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