Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 25. Juli 2019

Am Morgen (1)

Der Morgen wacht auf. Wie sehr sich alles verändert hat! Ich bin in einem kleinen, von der Landwirtschaft geprägten Kaff aufgewachsen. Da ging morgens niemand zur Arbeit. Die waren vielleicht schon früh auf dem Feld und hatten im Stall gerackert. Aber zur abhängigen Lohnarbeit gehen? War dort nicht bekannt. Ins Auto steigen? Iwo. Der Traktor brachte einen im gemächlichen Tempo dorthin, wohin es einen zog oder wohin man musste. Unmittelbar einsehbare Notwendigkeiten bestimmten das Dasein. Man nahm sich etwas vor. Was man anzog? Das, was zweckmäßig war. Am Sonntag stand man auch im Stall, zog danach aber den Sonntagsstaat an. Abends wieder zurück in die Stallkleidung….abends?: das war etwa um 18 Uhr. War man fertig mit dem Stall, war man müde und man döste noch etwas im Feierabend, ehe man zeitig einschlief, um am folgenden Morgen wieder fit zu sein. Das alles tat man auch, ohne einen „Chef“ im Nacken zu haben, der einem Druck machte. Man hatte täglich Kontakt mit den Tieren, jawohl, neben den Kühen gingen einen auch die Sauen, die Bienen und die Hühner etwas an. Man schlachtete und irgendwie war dazu ein Tier zu Tode gekommen. Wir als Kinder, aber auch das ganze Haus verdrängte das irgendwie. Die Äpfel, auch Birnen, waren aufzulesen. Alles zu seiner Zeit.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen