Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 13. Juli 2019

Stress, Digitalisierung und Achtsamkeit (2)

Etwas Unbedeutendes mit allen Sinnen wahrnehmen, seine Aufmerksamkeit darauf lenken, Gerüche, Geschmäcker wahrnehmen, die Hektik, den Stress, das fortwährende Multitasking und die überall herrschende Zweckbestimmtheit vergessen, - kann man das lernen? In Kursen? In Workshops? Das Etikett „Achtsamkeit“ erscheint angesagt – bei Managern und „erfolgreichen“ Eliten. Sie sollen besser und erfolgreicher funktionieren, sie sollen der Beschleunigung aller Lebensverhältnisse besser folgen können. Sie sollen von sich absehen und doch ganz bei sich selbst sein. Sie sollen Skrupel abbauen, um beispielsweise Leute besser entlassen zu können. Sie sollen die Vorgaben anderer als die eigenen begreifen. Internalisierung, Verinnerlichung, soll auf diese Weise besser gelingen. Dazu ist Konzentration auf den Atem angesagt, Stille und Langsamkeit heißt es auszuhalten, ruhiges Gehen und bewusstes Essen gilt es zu erlernen, den eigenen Körper spüren, mental bewusst im Hier und Jetzt sein, den Moment genau erleben und vielleicht auch zu genießen - und vieles andere, das gut klingt. Angst und Panik sei dadurch besser auszuhalten, so heißt es, sich selbst annehmen, sich selbst spüren, auch die eigenen Verletzungen, das sei als nobles Ziel ausgegeben. Doch es bleibt eine Frage: Wem nützt es, wenn Achtsamkeit der Maximierung von Glück, Gewinn oder Geschwindigkeit dienen soll?

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