Es scheint so, als sei
„Produktivität“ das höchste Gut in dieser Arbeitsgesellschaft.
Gerade hier in Baden-Württemberg, wo „der Fleißige“ der König
ist, - wie gerne versprochen wird und wo die Menschen seit
Jahrhunderten genau so sozialisiert sind, wobei die sogenannte „Realteilung“
im Erbfalle auch ihre Rolle gespielt haben mag. Was zählt, ist dass
dies Versprechen und sein Bild durch globale Entwicklungen Risse bekommen hat. Seit der Fleißige
auch gerne mal entlassen wird, wenn‘s gerade in den
Unternehmenskram passt und wieder mal Kosten gesenkt werden müssen.
Dass Kosten gerade beim Personal anfallen, scheint ehernes Gesetz zu
sein. Wenn noch ein bisschen Prozessoptimierung dazu kommt: umso
besser. Auch das steigert den Profit. Doch es funktioniert nicht mehr
so, wie ausgedacht: Burn-Out, Depressionen und andere psychische
Krankheiten sind im Vormarsch, Vollbeschäftigung hin oder her. Der
Stress, die Arbeitsverdichtung, der Druck macht Viele fertig.
Was
machen die Unternehmenslenker? Strategien dagegen werden erfunden.
Man soll tätig werden. Was tun dagegen. „Achtsamkeitstraining“
wird empfohlen. Natürlich nur den "Führungskräften". Volle Konzentration drauf, sich nicht von der Angst
lenken zu lassen - darum geht es beim Achtsamkeitstraining. Besser
zur Verfügung stehen. Fitter für den Job bleiben. Menschen sollen
auf die dem Buddhismus entlehnten Bewusstseinstechniken
zurückgreifen, um ihr Arbeitspensum zu bewältigen.
Sie sollen danach umso
erfolgreicher, umso schneller, umso fitter, innovativer, gesünder
sein (um dem Unternehmen zu nutzen...). Ob
aber das Übel auch ein bisschen in der digitalen Entwicklung liegt?
Ob diese Digitalisierung uns nicht eine Funktionalisierung und
Selbstoptimierung aufzwingt? Jede freie Minute soll doch genutzt
werden, - für wen? Für was? Common Sense ist: Digitale Gadgets bringen keine Zeitersparniss, sondern oft
genug Stress. Technik kann auch Stress erzeugen, nicht nur die
Erleichterung der Bequemlichkeit. Ob Achtsamkeit nicht gerade den
Ausstieg aus der Optimierungslogik bedeuten könnte?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen