Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 2. Mai 2018

Zusammenhänge und Bildung

Es könnte uns ja auch um Allgemeingültigkeit gehen, darum, Zusammenhänge entdecken und herleiten können. Dass das Bildungssystem darauf immer weniger ausgelegt ist, mag kein Zufall sein. Es geht wohl darum, möglichst willfährige Spezialisten und Fachidioten heranzuziehen, Ingenieure eines genau definierten und komplett vorgegebenen Gebietes zu dressieren, trainieren und abzurichten. So manch einer mag sich da denken, dass da die alte Disziplin der Philosophie eine korrigierende Rolle spielen könnte. Doch möglicherweise besteht auch ein Problem darin, dass die Hochschul-Philosophie heute hochgradig spezialisiert ist. Jeder Dozent beackert ein bestimmtes Gebiet, arbeitet sich an einem (genau vordefinierten und komplett vorgegebenen) Problem ab, und zwar nicht auf eine integrative Weise. Im Grunde müht er sich oft auch als Fachidiot. Seine „Erkenntnisse“ werden wohl sowieso eingehen in eine unbestimmte Flut, einen Flow dessen, was als „Erkenntnis“ vorgegeben und vordefiniert ist. Er ist zu Publikationen gezwungen, sich zu äußern um jeden Preis, auch wenn sich ihm Zusammenhänge noch lange nicht erschlossen haben. Und die anderen, die an den Universitäten arbeiten, sind zum größten Teil Historiker, also Leute, die sich exzellent mit Platon auskennen, aber sich keine Gedanken über die Gegenwart also Altbausanierung im Bereich des Geistes machen. Die Bildungspolitik beschäftigt sich vor allem mit der Züchtung von Spezialisten, die eine bestimmte Aufgabe zu lösen versuchen, die ihnen irgendeine Instanz (meist eine am maximalen Profit ausgerichtete Firma) gestellt hat. In welchem Zusammenhang diese Aufgabe stehen könnte, scheint ihr/ihm wenig interessant. Das ist vorgegeben, in bestimmten Disziplinen sogar maßgeblich von ökonomischen Interessen. „Grundlagenforschung“ an den Hochschulen ist da schnell in die Verwettungsinteressen der Industrie überführt. Der sogenannte Geisteswissenschaftliche Bereich erscheint in solchen Zusammenhängen als eine Art Hobby-Wissenschaftlertum, das hauptsächlich um sich selbst kreist, womit diese Kreise wohl nicht so ganz unrecht haben, weil sich die Geisteswissenschaften gefügig gemacht haben. Es ging wohl zu lange um Reputation im Elfenbeiturm und um verbeamtete Stellen, die sichere Renten bringen würden (was sich inzwischen auch stark geändert hat).

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