Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 14. Mai 2018

Kleiderschrankgedanken (3)


Wenn du daran denkst, welche Mengen an Mode produziert wird. Wie schnell alles verkauft wird. Alles von der Stange. Ohne den Zauber des Scheins. Nur Prestige und Profit. Statt „Nachhaltigkeit“ (wieder ein so oft missbrauchtes Modewort...) Wo stehen da meine Gedanken? Spassbremse? Spielverderber? „Gutmensch“? Beobachten. Sich erzählen lassen. Sich in Lebenswelten einfühlen. Ich fühle mich hier und jetzt verkannt und merke gleichzeitig, wie ich in Rollen laviere. Gibt es „faire“ Mode? Was für ein Geschäft ist das? Was bedeuten Hungerlöhne und unmenschliche Arbeitsbedingungen für "uns"? Umweltzerstörung? Einfach ausgelagert. Die anderen sollen schuften. Für „uns“? Aus welchem Jahrhundert stammt eine solche Überheblichkeit? Trägt das zum „christlich-jüdischen Weltbild“ bei? Kinder, die für „uns“ unter unmenschlichen Bedingungen Klamotten zusammennähen? „Unsere“ Sucht nach immer neuen Kleidern? Globale Produktionsketten. Und "unser" Bedürfnis, "dazu zu gehören". Konzerne, die nicht zur Rechenschaft für Menschenrechtsverletzungen gezogen werden. Aber hier gilt: Sich etwas gönnen. Produziert werden kann überall. Hauptsache billig. Der Druck kommt natürlich vom „Konsumenten“. Auf ihn kann man alles abwälzen. Das kennen wir.
Mein Blick fällt auf den vollen Kleiderschrank. Alles biegt sich und ist an der Grenze. Platz schaffen. Erleichtern. Ich war auch einmal einer Marke verfallen, sah ihren Vorteil in der Qualität. Label. Reiste weit zum Outlet-Shop. Das verging, ich hatte die Kohle nicht mehr. Mittlerweile sollen diese „Shops“ ganz bestimmte Ware für den Kunden bereit halten, so heißt es. Schlechter produziertes Zeugs, das dann billiger verkauft wird und nur in diesen Outlet-Shops erhältlich sein soll, so höre ich. Der Kunde würde dadurch ausgetrickst, so ist zu erfahren. Die Spuren früheren Outlet-Shoppings haben sich bei mir im Schrank abgelagert. Ich habe es nicht über mich gebracht, das Zeugs hinaus zu werfen, als es mir nicht mehr passte. Ob jetzt ein T-Shirt weniger kosten muss als ein Kaffee? Ob wir nicht vielmehr weniger konsumieren müssten? "Nachhaltigeres"? Was macht die Politik? Erfindet Etiketten der „Selbstverpflichtung“, die gut gemeint sein mögen, aber dann doch mehr zur Bemäntelung und Verschleierung beitragen.

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