In
Joseph von Eichendorffs Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“
ist die Hauptfigur unterwegs und sinniert im siebenten Kapitel kurz
vor Rom über ihren gegenwärtigen Zustand nach. Das „Unterwegs-sein“
ist wohl auch dem „modernen“ Ich nicht ganz ungeläufig. Schon mal
eine Parallele. Etwas Gemeinsames. Vielleicht können wir ja profitieren von diesem Feeling. Das Leben als eine Reise. Roadmovie. Fantasy:
„Ich war Tag
und Nacht eilig fortgegangen, denn es sauste mir lange in den Ohren,
als kämen die vom Berge mit ihrem Rufen, mit Fackeln und langen
Messern noch immer hinter mir drein. Unterwegs
erfuhr ich, daß ich nur noch ein paar Meilen von Rom wäre. Da
erschrak ich ordentlich vor Freude. Denn von dem prächtigen Rom
hatte ich schon zu Hause als Kind viel wunderbare Geschichten gehört,
und wenn ich dann an Sonntagnachmittagen vor der Mühle im Grase lag
und alles ringsum so stille war, da dachte ich mir Rom wie die
ziehenden Wolken über mir, mit wundersamen Bergen und Abgründen am
blauen Meer und goldenen Toren und hohen glänzenden Türmen, von
denen Engel in goldenen Gewändern sangen. - Die Nacht war schon
wieder lange hereingebrochen, und der Mond schien prächtig, als ich
endlich auf einem Hügel aus dem Walde heraustrat und auf einmal die
Stadt in der Ferne vor mir sah. - Das Meer leuchtete von weitem,
der Himmel blitzte und funkelte unübersehbar mit unzähligen
Sternen, darunter lag die heilige Stadt, von der man nur einen langen
Nebelstreif erkennen konnte wie ein eingeschlafener Löwe auf der
stillen Erde, und Berge standen daneben wie dunkle Riesen, die ihn
bewachten.
Ich kam
nun zuerst auf eine große, einsame Heide, auf der es so grau und
still war wie im Grabe. Nur hin und her stand ein altes, verfallenes
Gemäuer oder ein trockener, wunderbar gewundener Strauch; manchmal
schwirrten Nachtvögel durch die Luft, und mein eigener Schatten
strich immerfort lang und dunkel in der Einsamkeit neben mir her. Sie
sagen, daß hier eine uralte Stadt und die Frau Venus begraben liegt
und die alten Heiden zuweilen noch aus ihren Gräbern heraufsteigen
und bei stiller Nacht über die Heide gehen und die Wanderer
verwirren. Aber ich ging immer gerade fort und ließ mich nichts
anfechten. Denn die Stadt stieg immer deutlicher und prächtiger vor
mir herauf, und die hohen Burgen und Tore und goldenen Kuppeln
glänzten so herrlich im hellen Mondschein, als ständen wirklich die
Engel in goldenen Gewändern auf den Zinnen und sängen durch die
stille Nacht herüber.“
Mag auch dieses Blog kaum gelesen werden, so hoffe ich doch, dass der "Taugenichts" ab und zu gelesen wird.
Mag auch dieses Blog kaum gelesen werden, so hoffe ich doch, dass der "Taugenichts" ab und zu gelesen wird.
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