Johann Wolfgang von Goethe, der ja immer nicht
nur als Dichter, sondern auch als Naturwissenschaftler ernst genommen
werden wollte, hat an jedem Phänomen das Ganze interessiert, die
Ganzheitlichkeit. Dies wiederum interessiert unsere heutige
Wissenschaft kaum mehr. Die Betrachtung von ganzen Zusammenhängen
erscheint für sie „out“ zu sein. Was heute gilt, ist die
„intersubjektive Nachvollziehbarkeit“, die gerne gegen
Ganzheitlichkeit ausgespielt wird. Der Zeitgeist zu Goethes Zeiten
fand: Je mehr man sich spezialisiert, desto erfolgreicher kommt man
vorwärts, weiß aber immer weniger über das Phänomen selbst in
seinem Zusammenhang mit dem Ganzen. Ihn interessierte beispielsweise,
welche Wirkung die Farben, die er anhand eines Regenbogens nicht
erklären konnte, auf die Seele jedes Einzelnen haben. Er
experimentierte etwa mit dem Versuchsaufbau, wenn ich Blau anschaue
und Richtung Rot schaue. Was erzeugt das in mir? Heute kann man (also
die heutige Wissenschaft) anhand von statistischen Erhebungen die
Wirkung von Farben auf die Seele beschreiben. So ist beispielsweise
die Wirkung der Farbe Blau auf verschiedene Geschlechter untersucht
worden, - mit erstaunlichen Ergebnissen. Für Goethe war die
Erfahrung, die der Einzelne macht, vorrangig vor aller Wissenschaft.
Für ihn war es ein wichtiges Ziel, herauszufinden, was die Welt ist,
„was sie im Innersten zusammen hält“. Dabei kam er zu der
Erkenntnis, dass alles in einem ständigen Wandel sei. Das mag wohl
das Wort der „Evolution“ umschreiben.
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