Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 12. Juli 2017

Leiharbeit

Eine Lebenswelt öffnete sich mir neu, als ich durch direkte Anschauung und Miterleben erfuhr, dass selbst ein voller körperlicher Einsatz auch über einen langen Zeitraum hinweg (12 Monate und mehr...) nur für ein sehr schmales Gehalt gut zu sein schien. Man sei „Sklave“, so wurde mir beschieden (völlig ohne die gerade jetzt so gescholtenen „linken“ Absichten, von der Politik gleich welcher Richtung wurde sowieso nichts mehr erwartet.....) Leiharbeit und prekäres Arbeiten sind Teil unserer deutschen Realität, Lohndumping scheint noch immer Schmierstoff dieser Wirtschaft zu sein. Inzwischen durchgeführte Reformen scheinen zumindest in gewissen Regionen ein fragwürdiges Ergebnis zu zeitigen. Ich erfuhr, dass auch Schichteinsätze des nachts und zu unmöglichen Zeiten nichts finanziell Zählbares über das hinaus bringen sollten, als das Übliche des Tages (den Rest schöpfte wohl die Agentur ab...), dass fortwährend Entlassung drohte, dass man jederzeit abrufbar sein musste, dass keinerlei rechtliche Grenzen beachtet wurden, dass sexuelle Nötigung tägliche Praxis war und insofern ein krasses Gefühl von Ausgeliefertsein zu verkraften war....
Ich riet damals, sich mit der Gewerkschaft in Verbindung zu setzen: „Die setzen sich für Leiharbeiter ein....!“. Man berichtete mir Unglaubliches, so dass ich mich angeregt fühlte, selbst einmal anzurufen. Die zuständige Dame eröffnete mir kalt lächelnd, dass man überhaupt nichts unternehmen würde, solange man nicht Mitglied der Gewerkschaft sei. Ein Leiharbeiter hat aber selten genug Geld, um Mitgliedsbeiträge zahlen zu können. Schon gar nicht auf Verdacht. Er scheint also auch hier ausgegrenzt zu werden, Prekäre scheinen außen vor zu bleiben. Das Thema erledigte sich in diesem Fall von selbst. 

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