Eine Lebenswelt öffnete sich mir neu, als ich durch
direkte Anschauung und Miterleben erfuhr, dass selbst ein voller
körperlicher Einsatz auch über einen langen Zeitraum hinweg (12
Monate und mehr...) nur für ein sehr schmales Gehalt gut zu sein
schien. Man sei „Sklave“, so wurde mir beschieden (völlig ohne
die gerade jetzt so gescholtenen „linken“ Absichten, von der Politik
gleich welcher Richtung wurde sowieso nichts mehr erwartet.....)
Leiharbeit und prekäres Arbeiten sind Teil unserer deutschen
Realität, Lohndumping scheint noch immer Schmierstoff dieser
Wirtschaft zu sein. Inzwischen durchgeführte Reformen scheinen
zumindest in gewissen Regionen ein fragwürdiges Ergebnis zu
zeitigen. Ich erfuhr, dass auch Schichteinsätze des nachts und zu
unmöglichen Zeiten nichts finanziell Zählbares über das hinaus
bringen sollten, als das Übliche des Tages (den Rest schöpfte wohl
die Agentur ab...), dass fortwährend Entlassung drohte, dass man
jederzeit abrufbar sein musste, dass keinerlei rechtliche Grenzen
beachtet wurden, dass sexuelle Nötigung tägliche Praxis war und
insofern ein krasses Gefühl von Ausgeliefertsein zu verkraften
war....
Ich riet damals, sich mit der Gewerkschaft in
Verbindung zu setzen: „Die setzen sich für Leiharbeiter ein....!“.
Man berichtete mir Unglaubliches, so dass ich mich angeregt fühlte,
selbst einmal anzurufen. Die zuständige Dame eröffnete mir kalt
lächelnd, dass man überhaupt nichts unternehmen würde, solange man
nicht Mitglied der Gewerkschaft sei. Ein Leiharbeiter hat aber selten
genug Geld, um Mitgliedsbeiträge zahlen zu können. Schon gar nicht auf Verdacht. Er scheint also
auch hier ausgegrenzt zu werden, Prekäre scheinen außen vor zu
bleiben. Das Thema erledigte sich in diesem Fall von selbst.
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