Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 15. Juli 2017

Bildung

Mich regt der Popanz auf, der um das Wort „Bildung“ herum veranstaltet wird. Ich habe einen akademischen Abschluss und habe keinen Job, von dem ich leben könnte. Bezeichnend dafür scheint mir der Tweet zu sein, den CDU-Generalsekretär Peter Tauber neulich laut verschiedener Pressmeldungen so absetzte: „Nur mit einer guten Ausbildung verdient man genug damit man nicht drei Mini-Jobs braucht, um über die Runden zu kommen“. Einer entgegnete in seinem Tweet darauf: “Heißt das jetzt 3 Mini-Jobs für mich?“. Tauber konterte offenbar so: „Wenn Sie etwas ordentliches gelernt haben, dann brauchen sie keine drei Mini-Jobs“. Tauber ruderte später zurück, quasselte etwas von "blöd formuliert..." und bereute seinen Spruch. er hatte aber etwas Wichtiges und dem Wachstums-Credo/bzw. der Vollbeschäftigungssprüche seiner Partei entsprechend formuliert, das vor allem auf ausgebildete Ingenieure zu setzen scheint. 
Nur, wer ins Raster dieser Herren (Frauen?) von den Parteien passt, hat eine Chance. Ob darin etwas Totalitäres liegt? Das Totalitäre des Marktes? Die Demokratien hierzulande bezeichnen sich gerne als liberal und freiheitlich, sie sind derzeit weltweit in der Defensive, - bloß: beim Geld hört auch in ihnen offenbar der Spass auf. Geld ist sakrosankt. Wie wer dazu gekommen ist, sei egal, - so sagt der Markt. Dieser Markt diktiert unbarmherzig. Immer noch besser, als ein Diktator oder eine Partei diktiert unbarmherzig, so mag da mancher kontern. Wir sind eine Demokratie und keine „sportlich frisierte Autokratie“, - wie ich das neulich gehört habe. Doch genau eine solche Demokratie könnte es auszeichnen, gemeinsam in einem demokratischen Prozess, der auch sehr verschiedene Meinungen einschließt, darüber nachzudenken, wie man Verhältnisse verbessern könnte, wie man insgesamt zu einer besseren Welt kommen könnte. Daraus könnte so etwas wie Wettbewerb entstehen, aber einer, der den anderen achtet und sich nicht im Besitz der allein selig machenden Wahrheit wähnt. Das alles hat nichts mit dem „Schlechtreden“ zu tun, wie man es jetzt von politischer Seite so oft ekelhaft unterstellend hört. 

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