Ein Durchgang durch Realitäten aus meiner Sicht - Blog von Ulrich Bauer (Ergänzt ubpage.de)
Donnerstag, 6. Juli 2017
Globalisierungen
Mir gehen immer noch die Bilder durch den Kopf, als
vor zwei Tagen einige Mächtige der deutschen Industrie Verträge mit
ihren Pendants aus der Volksrepublik China unterzeichneten. Das
mischte sich in meinem Kopf kurzfristig mit den Nachrichten über
neue Wechselabsichten oder Vollzüge von Fußballspielern. In beiden
Fällen scheint sich vieles anonymisiert zu haben. „Profis“
wechseln dorthin, wo es die meiste Kohle gibt, basta. Ein
durchgehendes gesellschaftliches Prinzip. Irgendwelche
Zugehörigkeiten, Identitäten usw. scheinen dabei völlig auf der
Strecke geblieben zu sein. Genauso kamen mir die Namen und
Firmenlogos vor, für die die unterzeichnenden Herren in ihren
Anzügen standen: Schall und Rauch, der nichts mehr wert ist, außer
der durch sie erzeugten Wirtschaftskraft. Menschen und Identitäten
scheinen da außen vor zu sein. Es herrscht das Diktat der
Wirtschaft. Es werden dabei Millionen und Milliarden bewegt, eben mal
so, mit freundlich netten Gesichtern, die für Entwicklungen stehen,
hinter denen sich Einzelschicksale, Altersarmut und viele viele Probleme verbergen. Hätschelkinder des Systems lassen sich indessen
verkaufen und gehen freiwillig in eine Sklaverei, die - getreu dem
heutigen Systemideal - vor allem diesen Hätschelfiguren wohl zu tun
scheint. Gemeinsamkeit? Menschen sind Verfügungsmasse,
Identifikationsflächen sind Kauf und Verkaufsgelegenheiten geworden.
Die Ökonomisierung scheint alle Lebensbereiche durchdrungen zu
haben, alles ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Dabei scheint
mir nicht das Problem zu sein, dass das Angebot und die Nachfrage
gewisse Lebensbereiche durchdringt, sondern dass dies Prinzip immer
mehr alle Lebensbereiche durchdringt, und zwar auf eine raffinierte
sich einschleichende, unmerklich einsickernde Weise. Alle
Lebensbereiche. Es scheint total, ja nahezu totalitär geworden zu
sein. Menschen verfangen sich unwillkürlich darin und kommen nicht
mehr heraus, sind ins Hamsterrad und in die Kopfwaschmaschinen
eingeschlossen. Ja klar, ich bin froh, dass ich in Deutschland lebe.
In anderen Bereichen der Welt scheint dies alles noch viel
unbarmherziger vonstatten zu gehen. Aber würde es nicht zu einer
gewissen Weisheit gehören, wenn die hiesigen Verantwortlichkeiten
der Politik die Gefahren solcher Entwicklungen wenigstens zur
Kenntnis nehmen würden und nicht nur im showträchtigen
Beisammensitzen (wie eigentlich sollen sich 19 Regierungschefs in so
kurzer Zeit unterhalten oder gar „Gespräche“ führen?) ihre
Macht preisen würden? Altersarmut, Arbeitswelt 4.0. und andere
dramatische, aber längerfristige Entwicklungen wie Hunger oder "Klimawandel“: Ist so etwas in einer Showveranstaltung am
Wochenende mal eben „abzuhandeln“?
Labels:
Globalisierung,
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