Reise durch Wirklichkeiten

Freitag, 21. Juli 2017

Tricky Werbung

Die deutschen „Verbraucher“ werden betrogen und lassen sich offenbar gerne betrügen: Die Dieseltricks sprechen ja wohl für sich. Das Industrieinteresse scheint hier klar den Vorrang vor der Gesundheit der Bürger zu haben. Der kommende Gipfel zwischen Politik und Industrie wird das wieder beweisen. Dabei ist damit nicht zu spaßen, es geht um Leben und Tod: Viele sterben einfach weg, ich als Lungenkranker leide heftig darunter. Die EU prüft, ob sie Autos mit Dieselmotoren stilllegen lässt und ob sich die deutschen Autoproduzenten ohnehin lange Zeit untereinander abgesprochen haben. Sie prüft. Sie prüft auch, ob sich Polen vom Status des Rechtsstaats und einer Demokratie entfernt. Ob das Konsequenzen hat, erscheint einem Unbedarften eher fraglich. Währenddessen werden von der Industrie kostenlose Software-Updates durchgeführt, freilich mit fraglichem Erfolg, wie Abgas-Messungen nach einer solchen Updateaktualisierung nahe legen. 
Mit Bio- und zweifelhaften Gesundheitsversprechen lassen sie sich allerlei Lebensmittel andrehen, vom mittlerweile arg überstrapazierten Quinoa, über allerlei „Vollkornprodukte“ bis hin zu der arg mystifizierten Quia-Beere, die über lange Wege importiert werden muss, ehe sie von ökologisch bewussten Geistern verzehrt werden kann. Natürlich zum völlig überdrehten Preis, denn es gilt ja auch, seine Zugehörigkeit zur Gesundheitskaste zu demonstrieren, die jeden Preis wie selbstverständlich zahlen kann. Dabei enthalten viele heimische Pflanzen dieselben Nahr- und Wirkstoffe. Doch das ist offenbar nicht sexy genug.
Nach der „Health Claims Verordnung“ der EU darf der Hersteller nur noch auf die Verpackung schreiben, was wissenschaftlich bewiesen ist. Die Industrie hat reagiert: Mit allerlei schwammigen Formulierungen, die rechtlich geschickt zwischen den Regeln und hart an den Grenzen pendeln, wird für Gesundheitsversprechen geworben. Dabei halten sich manche Hersteller noch nicht mal an diese „Health Care Verordnung“ und werben offenbar mit regelrecht falschen Aussagen. Wenn Lebensmittel damit werben, was nicht in ihrem Produkt enthalten sei, spricht man von „clean Labels“. Es gibt dann spezielle Etiketten, die das Produkt oft mit ohnehin in Gesetzen hinterlegten Beschränkungen und Selbstverständlichkeiten hochwertiger erscheinen lassen sollen. Oft sind das Sprüche und Schlupflöcher, Täuschungen und Mogelpackungen. Dabei sind solche Lebensmittel trotz ihrer Vitalitäts- und Gesundheitsversprechen oft genug nicht besser als die Produkte ohne eine solche Bewerbung. 

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