Das Geschäft der Geschmäcklereien, die früher
einer Kritik und der Reflektionen von bestimmten, mit Autorität
ausgestatteten Personen nahe standen, hat sich in Nischen, in Blogs,
auf Facebook und Spezialseiten verlagert. In die Beliebigkeit der
Unübersichtlichkeit. Sie ist ein Artikel (unter vielen), dessen man
sich bedient, hauptsächlich, um in solchen „Echokammern“, den
eigenen Geschmack, die eigene Identität und die damit
zusammenhängenden Konsumgewohnheiten bestätigt zu sehen. Man weiß
alles und man weiß alles besser, unabhängig davon, was man weiß.
Selbstvergewisserung heißt die Devise. Dabei geht immer noch der
„Scoop“ über alles, also die Aktualität um jeden Preis. Es gilt
darüber hinaus, mit allen Mitteln ein „Lebensgefühl“ zu
erzeugen und es sodann mit Konsumartikeln zu „füttern“, es zu
bestätigen. Die Musik, die einst so wichtig war, ist dabei in
digitaler Anonymität untergegangen, was gilt, ist das Kuriose, der
Kick, der Klick, das Rührende und das „Erfolgreiche“. Aber auch
sonstige kulturelle Erzeugnisse, die längst zu „Bewusstseinswaren“
geworden sind, haben sich überlebt, sind versandet, verebbt,
irrelevant geworden, haben sich selbst pulverisiert. Deshalb
sind wohl jene „meist intellektuelle, sich um eine gewisse
Attraktivität bemühende und/oder sehr seriös mediengewandt
wirkende Personen, die sich mit großer Selbstverständlichkeit
kapriziös ausdrückten und auf ihrem Gebiet sehr informiert,
gebildet und aufgeklärt zu sein scheinen (Blog)“ sehr überflüssig
geworden. Sie sind im besten Falle Unterhaltung, Showgeschäft,
TV-Event.
Oder braucht gerade der einer „Unübersichtlichkeit“
ausgelieferte Konsument Orientierung? Sucht er sie händeringend, um
seinen nächsten Konsumwunsch „kompetent“ befriedigen zu können?
Braucht er Orientierung dabei, sich einer Gruppe zuzuordnen, einer
Werthaltung, einer Einstellung? Wenn er zu „etwas Kulturellem“
greift, sich damit wohlwollend auseinander setzt, dürfte das oft
genug seinem Wunsch nach Selbstbestätigung und Selbstvergewisserung
entspringen. Nach Verankerung in einem Milieu. Nach Idiologie. Nach
Zugehörigkeit. Nach Werthaltung. Nach Maßstäben. Nach dem
Gebundensein in einer Gruppe.
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