Es war befürchtet und beschworen worden. Nicht
zuletzt George Orwell unter anderem in seinem Roman „1984“ hatte
massiv vor einer Welt gewarnt, in der die Überwachung die Rolle
eines sich immer totalitärer gebärdenden Staates entscheidend
stützen würde. Klar war immer, dass der Terrorismus und seine
Bekämpfung das Einfallstor dafür sein würden. Sie würden das
Argument dafür liefern. Die „innere Sicherheit“ glaubt der Staat
nur auf einem von ihm definierten Weg erreichen zu können, der nach seiner Meinung immer weiter verschärft werden muss.
Nun scheint dies erst unmerklich, dann immer
unverblümter, Wirklichkeit geworden zu sein. Eine gewisse
Notwendigkeit und Zwangsläufigkeit scheint nicht nur in Mitteleuropa
gerade in jüngsten Zeiten zusätzliche Wege zu ebnen. Die Schlinge
scheint mit guten Argumenten immer enger gezogen zu werden, die
digitale Überwachung totaler. „Big Brother is watching you“
scheint von der Bedrohung zum Schutz mutiert. Jedenfalls wollen uns
das Meinungsführer aus allen politischen Ecken lernen lassen. Dass
dabei auch gewisse freiheitliche Grundwerte, um der Verteidigung es
nicht zuletzt gehen könnte, aufgegeben werden könnten, scheint
nicht im Blickfeld dieser Leute aufzutauchen. Nun dringt die Kunde zu
uns, dass es in China ja besonders toll damit zugehen würde. Des
Bürgers Wohlverhalten soll dort bis in möglichst alle Einzelheiten
hinein digital erfasst, reguliert und bearbeitet werden, so heißt
es. Es scheint, dass auf diese Weise die Begriffe „gut“ und
„schlecht“ neu definiert werden sollen. Schon vor dem Hochhaus
erwarten den Bürger Videokameras, die sein Verhalten in mannigfachen
Parametern weitergeben an Behörden, die mit einem Punktesystem der
in Daten aufbereiteten Angepasstheit aufwarten. Stromrechnung bezahlt?
Impfung rechtzeitig absolviert? Steuern bezahlt? Blutspende? Geld gespendet für "guten Zweck"? Ein Kind zuviel in die Welt gesetzt? Per
Gesichtserkennung identifiziert dich die staatliche App. Alles bequem
und einfach. Selbstverständlich werden auch Preise für
Wohlverhalten ausgelobt: Boni in öffentlichen Bibliotheken etwa.
Noch scheint alles freiwillig. So fängt immer alles an. Überall. Doch schon bald stellt sich sozialer Druck ein, „es wird erwartet“, es wird
obligatorisch, wer nicht mitmacht, macht sich verdächtig, der Staat
kann ohnehin böse werden oder er sanktioniert das „Nicht mitmachen“
durch Druck, durch Strafen. „Erziehen“ lautet die Zauberformel. „Zivilisieren“.
Marktgängigkeit erzeugen. So funktioniert das überall, nicht nur in
China.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen