Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 25. Juli 2017

Bewusstseinswaren zur Selbstbestätigung

Das Geschäft der Geschmäcklereien, die früher einer Kritik und der Reflektionen von bestimmten, mit Autorität ausgestatteten Personen nahe standen, hat sich in Nischen, in Blogs, auf Facebook und Spezialseiten verlagert. In die Beliebigkeit der Unübersichtlichkeit. Sie ist ein Artikel (unter vielen), dessen man sich bedient, hauptsächlich, um in solchen „Echokammern“, den eigenen Geschmack, die eigene Identität und die damit zusammenhängenden Konsumgewohnheiten bestätigt zu sehen. Man weiß alles und man weiß alles besser. Selbstvergewisserung heißt die Devise. Dabei geht immer noch der „Scoop“ über alles, also die Aktualität um jeden Preis. Es gilt darüber hinaus, mit allen Mitteln ein „Lebensgefühl“ zu erzeugen und es sodann mit Konsumartikeln zu „füttern“, es zu bestätigen. Die Musik, die einst so wichtig war, ist dabei in digitaler Anonymität untergegangen. Was gilt, ist das Kuriose, das Rührende und das „Erfolgreiche“. Aber auch sonstige kulturelle Erzeugnisse, die längst zu „Bewusstseinswaren“ geworden sind, haben sich überlebt, versandet, haben sich selbst pulverisiert. Deshalb sind wohl jene „meist intellektuelle, sich um eine gewisse Attraktivität bemühende und/oder sehr seriös mediengewandt wirkende Personen, die sich mit großer Selbstverständlichkeit kapriziös ausdrückten und auf ihrem Gebiet sehr informiert, gebildet und aufgeklärt zu sein schienen“ sehr überflüssig geworden. Sie sind im besten Falle Unterhaltung, Showgeschäft.
Oder braucht gerade der einer „Unübersichtlichkeit“ ausgelieferte Konsument Orientierung? Sucht er sie händeringend, um seinen nächsten Konsumwunsch „kompetent“ befriedigen zu können? Wenn er dafür zu „etwas Kulturellem“ greift, dürfte das oft genug seinem Wunsch nach Selbstbestätigung entspringen. Nach Verankerung in einem Milieu. Nach Idiologie.  

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