Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 8. August 2016

Vom Wesen des Menschen

Das Gefühl der Vermitteltheit, der Indirektheit, des Gelenktseins, der Medienwelt – es durchdringt dich manchmal.... du fühlst dich dann als eine Art „Menschmaschine“, da ist Interaktion + Steuerung, verbunden, vernetzt, das Leben live als als Bühne oder riesiges Theaterstück, da ist das Gefühl des draußen Stehens, des außerhalb seins, auf der Suche nach dem Selbst und dem Eigentlichen, Gesellschaft fungiert als Showbusiness, als Unterhaltungsgeschäft, als eine Art Talkshow, in der sich jeder mit Floskeln und Phrasen ins günstige Licht zu setzen weiß – dies bedeutet Selbstdarstellung. Es bedeutet auch das gezielte Vertauschen von Realität mit Sein, das Verwechseln, das Rollenspiel, die Frage lautet: live oder life? Der Mensch wird sich selbst entschärfen, sich seiner Natürlichkeit berauben mit digitalen Mitteln, Man wird dumpf dazu dümpeln und das für völlig normal halten. Der Mensch wird sich selbst in den Griff bekommen wollen und sich dadurch verlieren. Totale Vereinzelung und Vermassung gehen Hand in Hand. Das Ganze, seine Interessen und seine Funktionsdfähigkeit wird eine übermächtige Eigengesetzlichkeit erlangen. Für das Unbewusste und Irrationale werden gesellschaftlich frei gehaltene Spiel- und Tummelplätze geschaffen, die zur Sublimation taugen. Selbstzerstörung wird der Triumph der „neuen Menschlichkeit“ werden. Es wird auf dem Weg zu diesem Ziel noch manche Schwierigkeiten zu überwinden gelten. Gibt es das Wesen des Menschen überhaupt? Dies wird langsam aber sicher und immer schneller überwachsen von den Mechanismen der Vergesellschaftung, der Vermassung, der digitalen Erfassung, der Manipulation, der Technokratie, die sich „ihren“ Menschen macht: einer, der funktioniert, der perfekt angepasst und dabei glücklich sein wird.
(Aus meinem Tagebuch des Jahres 1985, mit minimalen Ergänzungen...) 

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