Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 28. August 2016

Reisen als Tourist

Warum bleiben wir nicht zuhause? Warum fahren wir - und mit uns Milliarden von Menschen - in fremde Länder, wo wir außer dem Motiv „Ferien machen“ genaugenommen nichts verloren haben? Ungeklärt sind daneben viele Probleme des Fremdenverkehrs: wie wirkt sich das auf die Reisegebiete aus? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Besuchern und Einheimischen? Wie ist die Umweltbilanz des Tourismus? Bringt er wirtschaftlichen Aufschwung oder neue Formen des Kolonialismus? Was ist von den „künstlichen Ferienwelten“ zu halten, die sich immer mehr zu den meistbesuchten Reisezielen der Welt entwickeln? Was eigentlich treibt uns in die Ferne? Gibt es dabei eine Nähe zu Fest, Ritual und Spiel? Denn die Bewegung, die Reisen grundlegend charakterisiert, ist universell verbreitet und in allen Kulturen nachweisbar: Der Impuls, die Ordnungsstruktur des Alltags zu verlassen und in andere Wirklichkeiten einzutreten. Das Reisen stellt insofern eines der wirksamsten Mittel dar, der eingespielten sozialen Ordnung vorübergehend zu entkommen - nicht in blinder Flucht, sondern als produktive, menschliche Leistung, die neue Erfahrungen ermöglicht. 

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