Reise durch Wirklichkeiten

Samstag, 13. Juni 2015

Blau, Blautopf, schwäbische Alb

Das Blau als der Wegweiser ins Transzendente, ins Unendliche, ins Tiefe, in das, was uns übersteigt. Im Falle des Blautopf in Blaubeuren hat das nicht nur die schwäbischen Dichter immer fasziniert. Auch die einfachen Leute, das Volk, schrieben dem Blautopf solche Eigenheiten zu. Die von Eduard Mörike aufgenommene Volkssage geht so: Zu unterst auf dem Grund des Blautopfs saß ehemals eine Wasserfrau mit langen fließenden Haaren. Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, das sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zarter als ein Blatt vom Mohn... So beginnt die "Historie der schönen Lau" von Eduard Mörike in der die Wassernixe am Blautopf das Leben und den Humor im Lachen wieder lernte. Ihr Gemahl, ein alter Donaunix, hatte sie in die Blautopfquelle verbannt, nachdem Sie ihm aus lauter Traurigkeit nur tote Kinder gebahr. Erst wenn sie fünf Mal von Herzen lacht, sollte der Fluch von ihr weichen. Mit einem ganzen Hofsaat an Kammerzofen und Mägden ausgestattet, lebte Sie zurückgezogen in ihrem unterirdischen Palast. Eduard Mörike erzählt, wie eine Wassernixe am Blautopf das Leben und das Lachen wieder lernt. Eine Steinskulptur am Ufer erinnert an sie … und noch heute soll sie an manchen Tagen in den Tiefen des Quelltrichters kurz zu sehen sein.
Der Blautopf hat etwas Magisches. Blau und Grün fließen hier geheimnisvoll ineinander. Es ist wie ein leuchtendes Auge aus den Tiefen des Erdreiches, eine Quelle für Mythen, Märchen und allerlei wundersame Geschichten.
Die ersten Menschen siedelten sich in den Höhlen der Umgebung an, der Löwenmensch (ca. 32 000 Jahre alt) als älteste von Menschenhand geschaffene Skulptur oder eine Flöte aus Schwanenknochen (ca. 35 000 Jahre alt) sind frühe Zeugnisse künstlerischen Schaffens, die in der Nähe dieses Ortes gefunden wurden. Leuchtet die Quelle in noch so vielen Nuancen und vermag so die Menschen zu faszinieren und inspirieren, die Ursache für die Attraktivität dieses frühen Siedlungsraumes liegt in deren Ergiebigkeit. 
Auf der kargen Albfläche war Wasser überlebenswichtig – und hier floss und fließt es reichlich: 2000 Liter schüttet die Quelle in der Sekunde, in Spitzenzeiten sind des sogar bis zu 32 000 Liter.

Das weitverzweigte Höhlensystem unter der Schwäbischen Alb dient gewissermaßen als natürliche Kanalisation und leitet das versickernde Regenwasser aus weitem Umkreis zur Karstquelle des Blautopfes, die 22 Meter in der Tiefe liegt. 160 Quadratkilometer umfasst das Einzugsgebiet. Der Blautopf ist bei Wissenschaftlern und Abenteurern ein sehr bewährter Einstiegspunkt in dieses unterirdische System und hat als solcher sogar eine eigene Berühmtheit erlangt. 

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