Ich fragte eine Bekannte, die sehr
viele Talente hat und sich unter anderem in der Gastronomie
selbständig gemacht hatte, nach einem bestimmten Fußballspiel. Sie
explodierte fast: „Diese jämmerlichen Versager“, so ihre
Einlassung „die verlieren und kriegen trotzdem das, was eine ganze
Kleinstadt im Monat verdient. Die sind doch total überbezahlt und
bilden sich auch noch etwas darauf ein!“. Recht hat sie!, dachte
ich. Doch es sind leider die vielen Dummen, die so etwas brauchen und
deshalb ihren Idolen alles und jede Summe bezahlen, über Fernsehen, Werbung und Stadionbesuche. "Brot und Spiele" ist ja eine uralte Strategie. Ich sagte ihr
das, was sie freilich noch wütender machte. „Leider ist das so!
Ich für mein Teil sehe deshalb gar keinen Sport mehr im Fernsehen
und verabscheue den ganzen Apparat, der dahinter steht“. So geht
ein ganz einfaches und direktes Empfinden für Leistung Bezahlung in
einer Gesellschaft, dachte ich.Wenn bloß mehr Leute so denken
würden, dann würden nicht gar so viele junge Fußballschnösel eine
solch dämliche Arroganz an den Tag legen, dann hätten sie ein
bisschen mehr Verbindung zu der Denke, mit der sich ihr Wohlstand
auch verbindet. Dann wüssten sie wenigstens ein bisschen, das sie
bloße und austauschbare Platzhalter für die Träume der Vielen
sind, Projektionsfiguren für das Bedürfnis, sich mit dem zu
identifizieren, was in unserer Gesellschaft als „erfolgreich“
bezeichnet wird. Etwas verstaubte Konzepte wie das der Begeisterung für einen Verein, scheinen gelegentlich auch dabei total daneben zu sein, wo Spieler ohnehin nur dort ihre Dienste verrichten, wo am meisten dafür bezahlt wird - genau wie in der "freien" Wirtschaft, wo die Angehörigkeit zu einem Betrieb nur so lange etwas wert zu sein scheint, wo das nicht Rationalisierungsbestrebungen zum Opfer fällt. Die meisten Journalisten jedenfalls beklatschen und bestärken
mit ihren Mitteln und populistischem Ehrgeiz solche Mechanismen. Sie
zählen sich als Vertreter der öffentlichen Meinung möglichst
öffentlichkeitswirksam und beflissen zu den „Fans“ und hinterfragen
Identifikationsmechanismen allenfalls sehr erratisch und meist von Bierwerbung flankiert. Man kann den
Fußball mögen und trotzdem das Gebaren der FIFA ekelhaft finden,
man kann die Bezahlung der Fußballprofis etwas übertrieben finden
ohne gleich sich als Kommunist bezeichnen lassen zu müssen. DAX-Hierarchen
scheinen ja auch in solchen Dimensionen zu verdienen. Auch deren
Fragwürdigkeit dürfte wenigstens erwähnt werden. Geheiligt sei das
Gesetz von Angebot und Nachfrage, das sich ja schon lange nicht mehr
zu legitimieren braucht.
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