Das
Buch des Nomaden aus der Mongolei Galsang Tschinag (siehe Blog vom 15. März 2015), das ich vor mir
habe, heißt „Der blaue Himmel“. Ob das ein Zufall ist? Es steht
wohl auch auf
eine intuitive Weise für Sehnsucht und Liebe und für das
metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Das Blau in Gestalt
der blauen Blume ist aber auch auch ein Sinnbild der Sehnsucht nach
der Ferne und ein Symbol der Wanderschaft. Als reale Vorbilder der
blauen Blume werden oft heimische Pflanzen angesehen, in Mitteleuropa
etwa die Kornblume oder die Wegwarte, Novalis erwähnt im
Zusammenhang damit blauen Heliotrop.
Es mag sein, dass
sich in der blauen Blume nicht nur Natur, Mensch und
Geist verbinden, sie symbolisiert das Straben nach der
Erkenntnis der Natur und – daraus folgend – des Selbst, dem
eigentlichen Ziel der Romantik. Es ist dies das tiefe Eindringen in
sich selbst und des „Sich gewahr werdens“. Natur und Mensch
verbinden sich, was man zunächst daran sieht, dass in Heinrichs
Traum (in „Die blaue Bume“) in der Mitte der Blume (Natur) das
Mädchengesicht auftaucht – wobei hier auch an Liebe und
Weib/Frau zu denken ist, nicht nur an den Menschen allgemein.
Mit „Mensch“ ist in der Romantik die Weiterführung des
Menschen-Begriffs mit romantischen Vorzeichen gemeint, wobei das
Gewicht auf den persönlichen Gefühlen liegt, nicht auf abstrakter
Theorie. Nicht umsonst basiert das Denken als theoretischer Begriff
in der Romantik auf der persönlichen Liebe. Dies ist dann damit
gemeint, wenn man sagt, dass die blaue Blume „das Streben nach der
Erkenntnis des Selbst“ symbolisiert. Der Schriftsteller Joseph von
Eichendorff schrieb darüber das Gedicht „Die blaue Blume“:
DIE BLAUE BLUME
Ich
suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.
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