Reise durch Wirklichkeiten

Mittwoch, 17. Juni 2015

Blauer Himmel, blaue Blume

Das Buch des Nomaden aus der Mongolei Galsang Tschinag (siehe Blog vom 15. März 2015), das ich vor mir habe, heißt „Der blaue Himmel“. Ob das ein Zufall ist? Es steht wohl auch auf eine intuitive Weise für Sehnsucht und Liebe und für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Das Blau in Gestalt der blauen Blume ist aber auch auch ein Sinnbild der Sehnsucht nach der Ferne und ein Symbol der Wanderschaft. Als reale Vorbilder der blauen Blume werden oft heimische Pflanzen angesehen, in Mitteleuropa etwa die Kornblume oder die Wegwarte, Novalis erwähnt im Zusammenhang damit blauen Heliotrop. Es mag sein, dass sich in der blauen Blume nicht nur Natur, Mensch und Geist verbinden, sie symbolisiert das Straben nach der Erkenntnis der Natur und – daraus folgend – des Selbst, dem eigentlichen Ziel der Romantik. Es ist dies das tiefe Eindringen in sich selbst und des „Sich gewahr werdens“. Natur und Mensch verbinden sich, was man zunächst daran sieht, dass in Heinrichs Traum (in „Die blaue Bume“) in der Mitte der Blume (Natur) das Mädchengesicht auftaucht – wobei hier auch an Liebe und Weib/Frau zu denken ist, nicht nur an den Menschen allgemein. Mit „Mensch“ ist in der Romantik die Weiterführung des Menschen-Begriffs mit romantischen Vorzeichen gemeint, wobei das Gewicht auf den persönlichen Gefühlen liegt, nicht auf abstrakter Theorie. Nicht umsonst basiert das Denken als theoretischer Begriff in der Romantik auf der persönlichen Liebe. Dies ist dann damit gemeint, wenn man sagt, dass die blaue Blume „das Streben nach der Erkenntnis des Selbst“ symbolisiert. Der Schriftsteller Joseph von Eichendorff schrieb darüber das Gedicht „Die blaue Blume“:

DIE BLAUE BLUME
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.
Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.
Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen