Reise durch Wirklichkeiten

Sonntag, 14. April 2019

Sprachspiele

Ich habe mal wieder Worte gesammelt, Worte, die offenbar eingewandert sind in unser Bewusstsein und letztenendes zu einer einzigen großen Gefügigmachung beitragen, zu einer nivellierenden Gefälligkeit, zu einer Entschärfung und Retouchierung, die aktiv vor allem Werber und Journalisten in den Medien zu betreiben scheinen. Aber auch politisches Personal und Öffentlichkeitsarbeiter aller Richtungen arbeiten heftig an einer solchen Entwicklung. Oft kommen diese Steuerungsversuche in Gestalt eines Ratschlags, wie man die Sachen besser machen sollte, - was permanente Unzufriedenheit erzeugt. Die Sprache passt sich selbstverständlich solchen Mechanismen an: niemand ist mehr arbeitslos, sondern arbeitssuchend“, bestenfalls „freigesetzt“. Ein Auto ist nicht klein, sondern „kompakt“. Niemand ist blöd, sondern höchstens „bildungsfern“. Man sagt nicht „sofort“. Viel besser kommt „zeitnah“. Niemand ist dick, sondern höchstens „vollschlank“. Man ist nicht Frauenfeind, sondern „man mag klassische Geschlechterrollen“. Niemand ist rechts, höchstens „ein besorgter Bürger“. Iemand stirbt. Stattdessen wird der „Weg alles Irdischen“ gegangen. Werbung wird zu „Information für den Kunden“. Niemand wird verdrängt, höchstens „marginalisiert“. Lohnsenkung heißt „konkurrenzfähig bleiben“. Nicht "teurer machen“ gilt, sondern „Preis anpassen“. Nichts ist teuer, sondern eher „kostenintensiv“.

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