Reise durch Wirklichkeiten

Dienstag, 9. April 2019

Wandern (1)

Es ginge darum, sich selbst besser wahrzunehmen, den „Tunnelblick“ ein bisschen abzulegen und die Gedanken woanders hinzuführen. So wird einem kund getan, wenn man versucht, sich in der Literatur ein bisschen besser über das Wandern zu informieren. Doch egal, ob Wandern, Joggen oder Radfahren: mit diesen Bewegungsarten tue man etwas Gutes für sich, - wenn man es nicht übertreibt. Beim Wandern sollte etwa eine Strecke von 7,5 bis 15 km erreicht werden, wenn man das einmal pro Woche praktiziert, schreibt ein Sportwissenschaftler mit wichtigem Gesicht hinterher. Es sind also sofort wieder Marken gesetzt, Leistungsempfehlungen gegeben, Optimierungsgedanken eingeführt. Was ist, wenn ich unter den Richtwerten bleibe? Habe ich dann versagt? Es muss sich positiv auf den Körper auswirken... das ist die Denke von heute, die in einem gewissen Widerspruch zum eher absichtslosen Gehen in der Vergangenheit steht. Bekannt ist ja beispielsweise, dass Friedrich Nietzsche seine Ideen meist beim Gehen, beim Wandern kamen. Zitat?Nur die ergangenen Gedanken haben Wert“, „Wir sind so gerne in der Natur, weil diese keine Meinung über uns hat“, „Neue Wege entstehen, indem wir sie gehen“, etc. Schön, wenn das alles so klappt!, so möchte man ihm in seinem Grab zurufen. Gut gebrüllt, Löwe..... Vielleicht geht es darum, Wanderwege zu bewerten, Leitsysteme sinnvoll einzusetzen, Abwechslungsreichtum zu spüren..... Es geht Waldwege entlang, sie sind naturbelassen, schmale Wege, aber nicht unwegsam: man kann noch nebeneinander gehen, Kleidung gegen das Wetter und Equipment gegen Hunger und Durst... Man kriegt mit, wo man ist, - was einen ruhiger macht. Es fällt einem auf, was sich verändert um einen herum. Es eröffnen sich einem neue Perspektiven. Feldübergreifendes wird sichtbar...... Es geht voran. „Der Weg ist das Ziel...“ etc. Spätestens im Mittelalter begab man sich auf einen Pilgerweg, - wenn man in die Lage versetzt war. Lourdes, Santiago de Compostella, Hape Kerkeling usw. „Ich bin dann mal weg....“. Ab dem 14. Jahrhundert zogen Handwerksgesellen durchs Land, um auf den verschiedenen Baustellen zu arbeiten. Es galt, die Handwerkskunst zu erweitern und darin Erfahrungen zu machen. Abenteuerlust und Fernweh tauchten als Motive auf. Dass es in der Romantik viel um das Reisen ging, um Selbsterfahrung im Äußeren, in das das Innere projeziert wurde, ist bekannt. Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ ist nicht der einzige Beleg dafür. Berge und von Wandervereinen angelegte Wege mögen die nächste Stufe markieren. Dadurch konnten auch die Massen ins Freie strömen, um neue Aussichten zu gewinnen. Bis heute haben sich verschiedene Motivationen entwickelt: Lange Wandertouren, Nordic Walking, Ausdauer gewinnen, Drachenfliegen, .... Was ist eigentlich mit dem demjenigen Wandern, das einfach nur die Landschaft wahrnehmen und genießen will? Ein Gefühl der Verbundenheit spüren..... die Natur erleben, Stress abbauen, zur Ruhe kommen.... Ob man dadurch heraus kommt aus der vielfach bearbeiten, benutzten und kultivierten Wirklichkeit?

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