Es
bleibt darin aber stets etwas Unwägbares. Das heißt, man kann
versuchen, eine solche Beziehung mit allen Mitteln herzustellen. Es
passiert aber nichts. Es könnte sogar sein, dass bei allergrößter
Bemühung nichts passiert. Dabei entspricht sinnliche Überwältigung
nicht dieser Art der Beziehung. Man mag beispielsweise in einem
Konzert überwältigt sein durch die Soundfülle und das Licht. Aber
das bedeutet nicht zwangsläufig, zu antworten und bewegt zu werden,
ein anderer Mensch zu werden. Dieser Effekt kann nicht garantiert
werden. Unter anderem mag es auch leibliche Hindernisse geben:
Schmerz, Hunger. Psychische Voraussetzungen mögen dabei auch eine
Rolle spielen: traumatisiert zu sein, oder tief verletzt, Dann
verliere ich diese Fähigkeit, mich berühren zu lassen. Auch
räumliche Bedingungen sind dabei wirksam: Sonnenschein und Wärme
oder harter Regen mögen uns beeinflussen. Eine Betonhalle hat einen
anderen Einfluss als die eine gewisse Wärme ausstrahlende Umgebung.
Je nachdem, wie man sitzt, wie man mit dem Anderen in Beziehung
tritt, - oder auch nicht. Zeitdruck mag auch so manches umbiegen. Er
„verdinglicht“ unter Umständen so manche Beziehung. Stress,
Angst, Druck führt dann oft zu einer Art „Wettbewerb“. Es gilt
dann Höher, besser, schneller, weiter. Das ist das Gegenteil zu
„hören und antworten“.
Wir
haben einen Sinn dafür, was unsere Existenz begründet, was ihr
Grund sein könnte, wie wir auf die letzte Wirklichkeit bezogen sind.
Man kann diese letzte Wirklichkeit auch Universum nennen. Oder das
Leben. Oder die Wirklichkeit. Oder die Welt, oder die Natur. Aber man
fühlt sich jedenfalls da hinein gestellt, ahnt, dass man ein Teil
davon ist. Die Frage ist: wie sind wir darauf bezogen? Auf diese
letzte Grundlegung. Ja, wir haben einen Sinn dafür. Er geht darauf
zurück, dass am Grund unserer Existenz eine kollektive Antwort
liegt. Etwas, das für uns alle gilt, solange wir mit den selben
Gattungsmerkmalen ausgestattet sind. Jemand ist da, der uns hört und
sieht, versprechen etwa die Religionen. In uns und jenseits von uns.
Beim
Beten wird das deutlich: Man kann dabei nicht sagen, ob der Betende
sich nach innen oder nach außen richtet. Beten ist eine
ritualisierte Praxis, die eine Verbindung zwischen dem Innersten und
dem Äußersten schafft. Es berührt mich und verflüssigt mich in
meiner Verhärtung, es macht mich empfänglich. Religion
beispielsweise schafft ein Bewusstsein dafür, dass wir mit dem Leben
als Ganzes, mit Gott oder der Natur in einer Beziehung stehen. Mit
der Kunst. Mit der Musik. Wichtig dabei ist: Man weiß nicht recht,
ob man nach innen oder nach außen hört. Das alles bedeutet aber
nicht Welterklärung. Nicht Weltdeutung. Es geht nicht um sinnhafte
und kognitive Weltdeutung. Also um das Erkennen vom Verstand her.
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