Reise durch Wirklichkeiten

Montag, 19. Februar 2018

Franz und meine Vögel

Wie oft habe ich früher das Vogelhaus beobachtet, wenn die Vögel kamen und für Betrieb sorgten. Ich amüsierte mich, es war unterhaltend, es tat mir gut. Doch jetzt ist Stille, Leere. Kein Vogel, den ganzen Tag über. Das beunruhigt mich sehr. Zuerst dachten wir, es läge an den Verhältnissen, die wir für die Vögel schaffen. Wir versuchten vieles, schalteten Geräte aus, die gewisse Tiere vertreiben sollten. Wir sahen uns das Futter genauer an, wo und wie wir das den Vögeln anboten. Alleine das Variieren solcher Faktoren brachte keinerlei Erfolg. Ich hörte, dass das Problem auch anderswo beobachtet werde. Ich versuchte mich umzuhören. Aber die Trägheit und Gleichgültigkeit der Leute machte mich fertig. Ich denke an Franz von Assisi: egal ob Pflanze, Tier oder Mensch, alle gehören sie für ihn zu einer Einheit.
An und für sich, - und nicht nur als Wirtschaftseinheit. Alle Lebewesen sind für ihn Geschöpfe Gottes. Eines, der aus anderer Perspektive auf uns blickt. Der unsere Beschränktheiten nicht hat, die wir eben als Cyborgs zu überwinden hinein in neue Erweiterungen suchen. Haha. Aber dieser Franz von Assisi predigte den Vögeln. Explizit: den Vögeln. Franz und Franziskus. Jorge Mario Bergolio, dieser Mensch als Papst, will sich auch an ihm orientieren, wobei seine Kirche wohl immer schon ihre Probleme mit dem heiligen Franz hatte. Denn nach einem jugendlichen Leben in Saus und Braus, geriet er in Krieg und Krankheit. Er kam ins Nachdenken über sein Leben und fing an, einen Sinn zu suchen. In der Kapelle von Assisi soll ihm Jesus erschienen sein. Das Erbe vom wohlhabenden Herrn Papa lehnte er ab, verschenkte lieber Teile davon an die Armen. „Er ist für mich der Mann der Armut, der Mann, der die Schöpfung liebte und bewahrte“. Sagte dieser Papst. Armut, Frieden, Schöpfung. Sein Loblied auf die Schöpfung wird bis heute in Gottesdiensten gesungen. „Gelobt seist du, mit allen deinen Geschöpfen, besonders dem Herrn Bruder Sonne, der uns den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest .....“ heißt es in diesem Sonnengesang des Franz: es ist ein einprägsames Gebet und Gedicht an seinem Lebensende, vermutlich Ende 1224 oder Anfang 1225, als er schwerkrank in in San Damiano bei Assisi lag. Er war wohl ein Mann, der etwas von der Tiefe des Lebens erfahren hatte. Der Mensch steht für Franziskus nicht über der Schöpfung, sondern er ist Teil von ihr. Ein gewisser Konflikt mit diesem Bibelzitat „Machet euch die Erde untertan...“, das ja besonders in den USA, aber auch sonst in der westlichen Welt so auführlich befolgt wurde, dass die Natur nach ihrer Plünderung nicht mehr da ist. Und die Vögel auch nicht mehr. Wachstum geht dieser Gesellschaft (und seit neuestem auch großen Teilen Asiens) über alles andere. Den Tanz um das Goldene Kalb pflegt besonders hingebungsvoll die Wirtschaft, samt all den so „erfolgreich“ und gnadenlos wirtschaftlich effizient denkenden Menschen. Den großen Menschen Franz zu bedenken, täte uns da gut, - so denke ich und blicke auf ein leeres Vogelhaus.  

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