Wie oft habe ich früher
das Vogelhaus beobachtet, wenn die Vögel kamen und für Betrieb
sorgten. Ich amüsierte mich, es war unterhaltend, es tat mir gut.
Doch jetzt ist Stille, Leere. Kein Vogel, den ganzen Tag über. Das
beunruhigt mich sehr. Zuerst dachten wir, es läge an den
Verhältnissen, die wir für die Vögel schaffen. Wir versuchten
vieles, schalteten Geräte aus, die gewisse Tiere vertreiben sollten.
Wir sahen uns das Futter genauer an, wo und wie wir das den Vögeln
anboten. Alleine das Variieren solcher Faktoren brachte keinerlei
Erfolg. Ich hörte, dass das Problem auch anderswo beobachtet werde.
Ich versuchte mich umzuhören. Aber die Trägheit und
Gleichgültigkeit der Leute machte mich fertig. Ich denke an Franz
von Assisi: egal ob Pflanze, Tier oder Mensch, alle gehören sie für
ihn zu einer Einheit.
An und für sich, - und
nicht nur als Wirtschaftseinheit. Alle Lebewesen sind für ihn
Geschöpfe Gottes. Eines, der aus anderer Perspektive auf uns blickt.
Der unsere Beschränktheiten nicht hat, die wir eben als Cyborgs zu
überwinden hinein in neue Erweiterungen suchen. Haha. Aber dieser
Franz von Assisi predigte den Vögeln. Explizit: den Vögeln. Franz
und Franziskus. Jorge Mario Bergolio, dieser Mensch als Papst, will
sich auch an ihm orientieren, wobei seine Kirche wohl immer schon
ihre Probleme mit dem heiligen Franz hatte. Denn nach einem
jugendlichen Leben in Saus und Braus, geriet er in Krieg und
Krankheit. Er kam ins Nachdenken über sein Leben und fing an, einen
Sinn zu suchen. In der Kapelle von Assisi soll ihm Jesus erschienen
sein. Das Erbe vom wohlhabenden Herrn Papa lehnte er ab, verschenkte
lieber Teile davon an die Armen. „Er ist für mich der Mann der
Armut, der Mann, der die Schöpfung liebte und bewahrte“. Sagte
dieser Papst. Armut, Frieden, Schöpfung. Sein Loblied auf die
Schöpfung wird bis heute in Gottesdiensten gesungen. „Gelobt seist
du, mit
allen deinen Geschöpfen, besonders dem Herrn Bruder Sonne, der uns
den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest
.....“ heißt es in diesem Sonnengesang des Franz: es ist ein
einprägsames Gebet und Gedicht an
seinem Lebensende, vermutlich Ende 1224 oder Anfang 1225, als er
schwerkrank in in San Damiano bei Assisi lag.
Er war wohl ein Mann, der etwas von der Tiefe des Lebens
erfahren hatte. Der Mensch steht für Franziskus nicht über der
Schöpfung, sondern er ist Teil von ihr. Ein gewisser Konflikt mit
diesem Bibelzitat „Machet euch die Erde untertan...“, das ja
besonders in den USA, aber auch sonst in der westlichen Welt so
auführlich befolgt wurde, dass die Natur nach ihrer Plünderung
nicht mehr da ist. Und die Vögel auch nicht mehr. Wachstum geht
dieser Gesellschaft (und seit neuestem auch großen Teilen Asiens)
über alles andere. Den Tanz um das Goldene Kalb pflegt besonders
hingebungsvoll die Wirtschaft, samt all den so „erfolgreich“ und
gnadenlos wirtschaftlich effizient denkenden Menschen. Den großen
Menschen Franz zu bedenken, täte uns da gut, - so denke ich und
blicke auf ein leeres Vogelhaus.
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