Ja, als ich damals von jetzt auf nachher krank war. Als das erkannt wurde und die Operation schon für den Morgen des nächsten Tages angesetzt war. Als sie alle versuchten, dir Mut zuzusprechen: "Wird schon wieder....". Plötzlich warst du Opfer, sahst dich einer Macht gegenüber, die ihre Pranken nach dir ausgestreckt hatte. Nichts davon gewusst. Und jetzt lagst du plötzlich in einem typischen Krankenhauszimmer. Hilfe, wie bin ich hierher gekommen? Plötzlich ein Ausgestoßener sein, in dieser Gesellschaft der Sorglosen: wie funktioniert das? Immerhin waren die Ärzte auf meiner Seite und die Pfleger auch. Der Notstand war noch nicht so ausgeprägt wie heute.
Ich war ja froh gewesen über den Besuch, den so viele mir abstatteten. Aber da war immer wieder diese Erfahrung:
die Anderen und Du. Diese Trennlinie. Sie kamen, um dich zu bedauern, sie kamen von
außen, sie verstärkten dein Gefühl, in dir selbst gefangen,
alleine zu sein….. Sie schlossen die Türe von außen und du warst sehr alleine mit dem Blick aus dem
Fenster… dabei schienen sie keine Ahnung zu haben, wie zerbrechlich diese Trennlinie zwischen den "Normalen" und "Unnormalen", zwischen den Gesunden und Kranken ist.
Verdammt, wer hat mich hier angenagelt? Die Pfleger schenkten dir tatsächlich ein bisschen
Menschlichkeit, wir sprachen miteinander und du denkst gerne an sie zurück … Sie machten ihre Sache mehr als gut. Du hattest
diese Krankheit, die die meisten nicht einmal auszusprechen wagten
und die damals noch als unheilbar galt. Igitt! Du warst einerseits aufgehoben in den
vielen Besuchen, die freilich letztlich alle unverbindlich waren. Sie
waren alle froh, wenn sie die Türe von außen zumachen konnten und
sie zu „den Anderen“ gehörten… Du warst damals noch recht gut
„vernetzt“…. Die Freundesclique hatte sich noch nicht aufgelöst.... Du hattest auch noch nicht die Brüchigkeit solcher Freundesbünde erfahren.
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