Reise durch Wirklichkeiten

Donnerstag, 26. Januar 2017

Politikrituale

Woher kommt es. Dass ich die Bilder und Töne dieser Tage als so surreal, unwirklich und grotesk empfinde? Für die Medien sind das natürlich herrliche Zeiten: Erst ein Anschlag, dann Weihnachten und Silvester, die Inauguration des Trump-Trampel – und jetzt die Sache mit Gabriel und Schulz. Zwei Alphamännchen und ein Posten: einer opfert sich edel auf und der andere grinst so feist darüber, weil seine Umfrageergebnisse jetzt im Moment so toll sind. Die meisten auf der Straße scheinen Martin Schulz nicht zu kennen, er gilt als unbeschriebenes Blatt und soll deshalb angreifen können. Alle sind's glücklich und froh. Ein Neuanfang, juhu! Aber wissen wir wirklich nichts über diesen Martin Schulz? Nein, wir wissen nicht, dass er in Brüssel als Präsident des Europaparlaments zu den großen Häuptlingen gehörte? Dass er diesem Laden EU, der sich konsequent mit Europa verwechseln lässt, in einem Parlament vorstand bis zum bitteren Ende? Ende? Nichtdoch. Nun ja, der EU scheint es jetzt gerade nicht besonders gut zu gehen. Hat ja jetzt auch einen Kumpel und ehemaligen Pressesprecher von Berlusconi zum Schulz-Nachfolger gewählt. 
Vielleicht ein guter Zeitpunkt, um in die Bundespolitik zu wechseln. Gabriel und er, das ist die schönste, nach außen gezeigte Freundschaft. Dominanz? Ja, aber wohlverstanden! Ach! Ob's tatsächlich so ist, kann Otto Normalverbraucher natürlich nicht überprüfen. Und jetzt die vielen Treueschwüre, das „Aufbruchsgefühl“ und all das: ob's in ein paar Wochen auch noch so ist? Oder ob sich der „Neuling“ dann nicht auch abgenutzt hat mit den immergleichen Sprüchen, die einem ein solcher Wahlkampf abnötigt? Soziale Gerechtigkeit und all das. Profil schärfen. Schulz mittendrin, Schulz überall, wo es Mikros und Kameras gibt: ob das so aufregend ist? Ob sich die Mittbewerber nicht gezielt und vielfach kommuniziert an gewisse europäische Fehler erinnern? Arbeitnehmerpartei? Nun ja, ob es diese Parteileute schon bemerkt haben, dass es eine Menge Leute in unserer Gesellschaft gibt, die halt nicht mehr zur klassischen Arbeitnehmerschaft gehören? Die nach unten rausgepresst wurden und werden? Nie ging es uns so gut wie heute, diesen Spruch haben wir im Kreise der Neuformierten oft gehört. Für wen das wohl gilt? Für gewisse Kreise - und für andere sehr viel weniger? Winterkorn, Zetsche & Co. auf allen Kanälen. Ob das „Prekariat“ auch eine Größe ist, über die man spricht? Wir werden es sehen.

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