Woher kommt es. Dass ich die Bilder und Töne dieser
Tage als so surreal, unwirklich und grotesk empfinde? Für die Medien
sind das natürlich herrliche Zeiten: Erst ein Anschlag, dann
Weihnachten und Silvester, die Inauguration des Trump-Trampel – und
jetzt die Sache mit Gabriel und Schulz. Zwei Alphamännchen und ein
Posten: einer opfert sich edel auf und der andere grinst so feist darüber,
weil seine Umfrageergebnisse jetzt im Moment so toll sind. Die
meisten auf der Straße scheinen Martin Schulz nicht zu kennen, er
gilt als unbeschriebenes Blatt und soll deshalb angreifen können.
Alle sind's glücklich und froh. Ein Neuanfang, juhu! Aber wissen wir wirklich nichts
über diesen Martin Schulz? Nein, wir wissen nicht, dass er in
Brüssel als Präsident des Europaparlaments zu den großen
Häuptlingen gehörte? Dass er diesem Laden EU, der sich konsequent
mit Europa verwechseln lässt, in einem Parlament vorstand bis zum bitteren Ende? Ende? Nichtdoch. Nun ja, der EU scheint es jetzt gerade nicht besonders gut zu gehen. Hat ja jetzt auch einen Kumpel und ehemaligen Pressesprecher von Berlusconi zum Schulz-Nachfolger gewählt.
Vielleicht ein guter Zeitpunkt, um in die Bundespolitik zu wechseln.
Gabriel und er, das ist die schönste, nach außen gezeigte
Freundschaft. Dominanz? Ja, aber wohlverstanden! Ach! Ob's tatsächlich so ist, kann Otto
Normalverbraucher natürlich nicht überprüfen. Und jetzt die vielen
Treueschwüre, das „Aufbruchsgefühl“ und all das: ob's in ein
paar Wochen auch noch so ist? Oder ob sich der „Neuling“ dann nicht
auch abgenutzt hat mit den immergleichen Sprüchen, die einem ein
solcher Wahlkampf abnötigt? Soziale Gerechtigkeit und all das. Profil schärfen. Schulz mittendrin, Schulz überall, wo
es Mikros und Kameras gibt: ob das so aufregend ist? Ob sich die
Mittbewerber nicht gezielt und vielfach kommuniziert an gewisse
europäische Fehler erinnern? Arbeitnehmerpartei? Nun ja, ob
es diese Parteileute schon bemerkt haben, dass es eine Menge Leute in
unserer Gesellschaft gibt, die halt nicht mehr zur klassischen
Arbeitnehmerschaft gehören? Die nach unten rausgepresst wurden und werden? Nie ging es uns so gut wie heute, diesen Spruch haben wir im Kreise der Neuformierten oft gehört. Für wen das wohl gilt? Für gewisse Kreise - und für andere sehr viel weniger? Winterkorn, Zetsche & Co. auf allen Kanälen. Ob das „Prekariat“ auch eine Größe
ist, über die man spricht? Wir werden es sehen.
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