Ich habe meinen Ohren kaum
getraut, als ich jetzt im Fernsehen von halbwegs ernst zu nehmenden
Journalisten (ausgerechnet Journalisten!) etwas sehr Abfälliges über
diejenigen hörte, die nach solcher Einschätzung „vom Schicksal“
benachteiligt wurden. Looser und Versager seien sie und hätten
deshalb den unsäglichen Donald Trump gewählt."Vom Schicksal benachteiligt" heißt doch: unfähig, die politischen und also wahren Gründe zu analysieren, im Grunde dumm, langsam und ungebildet. „Dieses Pack!“ höre ich zu solch gering geschätzten Leuten den Wirtschaftsminister ausrufen.Wie in solchen Talkshows üblich
wurde diese in einem Nebensatz geäußerte Ansicht stillschweigend
übernommen. Looser, Versager, White Trash - das ist der Bodensatz
der zurzeit in Form des Rechtspopulismus so viel Ärger macht. Störer, Querulanten und doofe Deppen seien sie und keine Manieren
hätten die, hieß es noch. Schlecht angezogen seien sie und einen
simplen Wortschatz hätten sie. "Globalisierungsverlierer" ist auch so ein Klischee, das gerne hinzu gesetzt wurde. Da sei halt keine Anmutung von nichts, gar nichts, wie etwa beim narzisstischen Milliardär Trump auch. Unberechenbarkeit, eine Unsägliche Frisur und dann: Nur Deal. Nichts als Deal. Und überhaupt.....! (Dahinter scheint doch das Klischee vom ständig Geschäfte machenden und Kaugummi kauenden US-Ami auf...).
Ob es im Horizont
solcher Leute auftaucht, dass es auch viele Leute gibt, die
keineswegs vom Schicksal, sondern von Konzernen benachteiligt wurden?
Die entlassen, gefeuert und in die Wüste geschickt wurden und dauernd noch werden, um Profite und Renditen zu erhöhen,
da ja Menschen nur „Kostenfaktoren“ sind, die Manager zu
reduzieren aufgerufen sind? Von wem? Von den Durchblickern wie jenen an diesem Abend? Natürlich sind doof-prahlerische Milliardäre wie Trump die falsche Adresse für solche Notstände. Im Grunde sind sie ein Ausdruck von Verzweiflung. Doch wenn ich etwas Neues anstrebe, wenn ich Protest zum Ausdruck bringen will, wenn ich einen Apparat am Werke sehe, der sich gerne selbst inszeniert und als ach so wichtiges Establishment gefällt: welche Angebote werden mir gemacht? Zum Beispiel in Frankreich, - und im Herbst hier? Sind etwa Die Grünen noch so etwas wie eine "Protestpartei"? Scharen sie die Unzufriedenen um sich oder sind sie auf dem Wege, mit einem Sack Geld in der Gutbürgerlichkeit und Wohlgesetztheit unterzugehen? Solche altklugen Journalisten jedenfalls reden und sabbern die
ganze Zeit, in der sie sich aus Karrieregründen nach vorne und unter Buckeleien aller Art hoch nach oben gespielt
haben und deshalb so wohlbestallt und wenig vom "Schicksal benachteiligt" sind, dass sie glauben, der Welt alles
erklären zu können. Welterklärer der Globalisierung halt.
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